An Rhein und Ruhr. Das NRW-Hausärzteprogramm läuft seit zehn Jahren. Trotzdem droht etlichen Gebieten eine Unterversorgung. Welche das sind, zeigt unsere Karte.
Bewohner in ländlichen Regionen an Rhein und Ruhr müssen sich auf Einschnitte in der hausärztlichen Versorgung einstellen. Das vor zehn Jahren unter der damaligen Regierung Rüttgers angelaufene Hausärzte-Aktionsprogramm habe trotz einiger Erfolge das Grundproblem der hausärztlichen Unterversorgung im ländlichen Raum nicht gelöst, warnt der Hausärzteverband Nordrhein.
Mit dem Hausärzte-Aktionsprogramm, das unter Rot-Grün und jetzt von Schwarz-Gelb weitergeführt wurde, sollten Anreize für Hausärzte geschaffen werden, sich in unterversorgten Regionen oder solchen, in denen Unterversorgung droht, niederzulassen. Aktuell zahlt das Land dafür bis zu 60.000 Euro Zuschüsse, die nicht zurück erstattet werden müssen.
Hausärzte im ländlichen Raum – Laumann: Programm leistet wertvollen Beitrag
Für Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) ist das Programm ein Erfolgsmodell. Es habe einen „wertvollen Beitrag zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung in ländlichen Regionen und kleinen Kommunen“ geleistet, sagte der Minister auf Anfrage unserer Redaktion.
Konkret habe das Land seit Beginn des Programms Ende 2009 insgesamt 362 Förderanträge bewilligt, darunter 196 auf eine Niederlassung und 33 auf eine Anstellung eines Mediziners in einer Praxis. Trotzdem führt das Ministerium noch eine erhebliche Anzahlung an Gemeinden auf, in denen die hausärztliche Versorgung gefährdet ist.
Hausärzteverband: Bevölkerung wird Einschnitte erleben
In ganz Nordrhein-Westfalen sind das, Stand Juli 2019, insgesamt 122 Gemeinden, darunter etliche am Niederrhein und in Südwestfalen. Als auf mittlere Sicht gefährdet gelten laut Ministerium 51 Gemeinden. Hauptgrund: Etwas mehr als die Hälfte der Hausärzte in NRW ist über 55 Jahre alt und werden ihre Praxis im Laufe der nächsten 15 Jahre aufgeben.
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Für Dr. Oliver Funken, den Vorsitzenden des Hausärzteverbands Nordrhein, ist klar: „Man wird die Regelversorgung aufrecht erhalten können, die Bevölkerung wird aber Einschnitte erleben.“ Er plädiert dafür, dass Programme forciert werden, mit denen Hausärzte auf dem Land von Tätigkeiten wie Routine-Hausbesuchen durch nichtärztliche Mitarbeiter entlastet werden, und für einen Ausbau der Telemedizin.
Landarztquote: Bewerbungen am 1. September
Ein Mittel gegen die drohende Unterversorgung könne auch eine entsprechend dotierte „Verlängerungsquote“ für ältere Kollegen sein, die es ermögliche, dass diese später als üblich in den Ruhestand gingen, so Funken im Gespräch mit unserer Redaktion.
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Gesundheitsminister Laumann verweist auch auf die „Landarztquote“. Im Rahmen dieser Quote werden 7,6 Prozent der in NRW verfügbaren Medizinstudienplätze an Bewerber vergeben, die sich verpflichten, nach Abschluss ihrer Ausbildung mindestens zehn Jahre lang in einer unterversorgten Region zu arbeiten.
Auf die 145 Plätze für das Wintersemester hatten sich im Frühjahr mehr als 1300 Menschen beworben. Für das Sommersemester 2020 können sich ab 1. September Interessenten auf 25 Plätze bewerben. „Dieses Programm wird aber erst in zwölf Jahren Entlastung bringen“, sagt Hausärzte-Vertreter Funken.