Essen. Klimaveränderungen habe es schon immer gegeben, sagen Leugner der von Menschen verursachten Erwärmung. Eine Studie zeigt, dass sie falsch liegen.
40 Grad – und Deutschland stöhnt. Doch Klimaforscher sind sich sicher, dass dies nicht der letzte Rekordsommer gewesen sein wird. Wetterdaten zeigen, dass Hitzewellen und andere Wetterextreme in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen haben. Die heißesten Sommer in Europa seit dem Jahr 1500 ereigneten sich alle während der letzten zehn Jahre: 2002, 2003, 2010, 2016, 2018 – und womöglich kommt der Sommer 2019 noch hinzu. Diese Entwicklung entspricht ziemlich exakt den Prognosen der Klimawissenschaft.
Alles eine Folge natürlicher Klimaveränderungen, argumentieren Leugner des Klimawandels häufig. Und sie verweisen auf die „Kleine Eiszeit“ (von 1300 bis 1850) oder die „Mittelalterliche Warmzeit“ (von 800 bis 1200). Die letzten Hitzesommer seien daher ebenfalls ganz natürliche Erscheinungen.
Erwärmung rund um den Globus synchron
Eben nicht, meinen die Autoren einer aktuellen Studie. Im Unterschied zur jüngsten rapiden Erderwärmung hätten frühere Warm- oder auch Kaltzeiten in den letzten 2000 Jahren nie auf der ganzen Erde gleichzeitig stattgefunden. „Im Gegensatz dazu sehen wir, dass die wärmste Periode der vergangenen zwei Jahrtausende im 20. Jahrhundert auf 98 Prozent der Erde stattfindet“, schreiben die Forscher um Raphael Neukom von der Universität Bern im Fachjournal „Nature“. Das sei ein starker Hinweis, dass die vom Menschen verursachte globale Erwärmung beispiellos sei – nicht nur, was die absoluten Temperaturen angehe, sondern auch in Bezug auf die räumliche Ausdehnung.
Für ihre Studie werteten die Forscher die Daten des sogenannten Pages-2k-Netzwerkes aus. Es beinhaltet Klimainformationen aus zwei Jahrtausenden. Die jeweils herrschenden Temperaturen wurden zum Beispiel aus Jahresringen von Bäumen ermittelt, weil diese je nach Wärme unterschiedlich dick oder dicht sind. Auch aus langsam wachsenden Korallenstöcken lassen sich Veränderungen der Wassertemperatur ablesen. Bei ihrer Analyse hätten die Forscher keine Hinweise für Klimaveränderungen gefunden, die auf dem ganzen Globus gleichzeitig stattgefunden haben.
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Damit bestätige sich, dass Klimaschwankungen in vorindustrieller Zeit vor allem von zufälligen Veränderungen des Klimasystems beeinflusst wurden, so die Forscher. So hätten etwa Vulkanausbrüche zu einer Abkühlung der Nordhalbkugel während der „Kleinen Eiszeit“ geführt. Ganz anders sei das Muster bei der aktuellen Erwärmung: „Die mit großer Wahrscheinlichkeit wärmste Phase der letzten 2000 Jahre liegt im späten 20. Jahrhundert“, schreiben die Forscher. (mit dpa)