Zum Zehnjährigen über eine Neuauflage des Still-Lebens nachzudenken, ist legitim. Bloß: Der Zauber lässt sich gewiss nicht reproduzieren.

Im Ruhrgebiet, man glaubt es gern, braucht es nur ein Teelicht auf der Fensterbank – und die Massen sind mobilisiert. Heute genau ist es schon wieder neun Jahre her, dass ein, zwei, drei Millionen Menschen die A40-Aktion der Kulturhauptstadt in das dollste außerrummelige Volksfest schlechthin verwandelten. Die Medien berichteten bis Mikronesien über den schönsten Stau der Welt, die Erinnerung ans Still-Leben erzeugt glückselige Gesichter allenthalben.

Zum Zehnjährigen über eine Neuauflage nachzudenken, ist legitim. Bloß: Das Wetter, die Magie, dieser Zauber des Einmaligen – das lässt sich nicht gewiss reproduzieren. Mit einem Fest für Fahrradfahrer, auf dem Emscherschnellweg diesmal, würde die alternative Mobilität weiter an Dynamik aufnehmen. Das Klimathema trifft den Nerv, eine plumpe Kopie und somit bloße retrospektive Selbstbeschmeichelung wären vermieden.

Das Ruhrgebiet, oft als Möchtegern-Metropole belächelt, braucht solche großen, gemeinschaftsverbindenden und identitätsstiftenden Projekte. Einmal Extraschicht im Jahr ist zu wenig bis zum nächsten Höhepunkt, der Gartenschau 2027... Auch schöne Bilder können da draußen, wo immer noch das düstere Image wie Pech klebt, nicht schaden. Klar ist natürlich auch, es muss finanzierbar sein und vor allem: sicher. Um das zu gewährleisten, wird die Zeit der Vorbereitung allmählich knapp.