Berlin. Mit dem Aufbau der 5G-Netze wächst die Angst vor neuen Sendemasten. Dabei liegt das eigentliche Strahlungs-Risiko ganz woanders.

Die Digitalisierung wird weiter vorangetrieben, der Ausbau mit Sendemasten und eine nahezu flächendeckende Ausstattung mit 5G ist der Traum der Politik. Doch hat die neue Technologie 5G auch Schattenseiten? Tobias Kisling und Kerstin Münstermann trafen Inge Paulini, die Präsidentin des Bundesamtes für Strahlenschutz.

Frau Paulini, es gibt Ängste vor den neuen Sendemasten, die im Zuge der 5G-Technologie gebaut werden. Sind die Befürchtungen gerechtfertigt?

Im Moment haben wir keine Sorge, Die 5G-Netze werden erst nach und nach aufgebaut. Dabei wird mit Frequenzen gestartet, die seit Jahren im Mobilfunk genutzt werden und über deren Wirkung wir sehr gut Bescheid wissen. Unterhalb der bestehenden Grenzwerte haben die Menschen keine gesundheitlichen Auswirkungen zu befürchten.

Auch wenn man in der unmittelbaren Umgebung eines Sendemasts lebt?

Ja, denn entscheidend sind die Grenzwerte für die Anlagen. Die Grenzwerte hängen unter anderem von der Frequenz ab, wobei immer von der maximalen Strahlung ausgegangen wird, die aber nicht rund um die Uhr gesendet wird. Im ersten Schritt von 5G werden die Frequenzen genutzt, die auch jetzt schon genutzt werden, die Situation ist also eins zu eins übertragbar. Aber dabei wird es nicht bleiben.

Perspektivisch ist geplant, auf höhere Frequenzbänder zu gehen, bei denen mehr Daten noch schneller übertragen werden können. Dafür nimmt aber die Reichweite ab. Das bedeutet, dass man mehr Sendeanlagen braucht, die näher an die Menschen heranrücken.

Gleichzeitig dringt die Strahlung aber auch nicht so tief in den Körper ein, sie erreicht nur die oberen Hautschichten. Die Studien, die es gibt, legen keine Hinweise auf gesundheitliche Auswirkungen nahe. Aber wir wollen die Wirkung noch besser verstehen und forschen intensiv in diesem Bereich.

Hintergrund:

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Woher erhalten wir die meiste Mobilfunkstrahlung?

Die meiste Strahlung erhalten wir nicht von weiter entfernten Mobilfunkmasten oder Wlan-Routern, sondern vom eigenen Handy.

Wie schützt man sich vor Handystrahlung?

Das Handy sollte nicht über längere Zeit sehr nah am Körper gehalten werden, wenn es sendet. Beim Telefonieren sollte man ein Headset benutzen. Die Handys selbst unterscheiden sich ebenfalls. Sowohl beim Kauf als auch bei der Benutzung sollte daher auf die spezifische Absorptionsrate, kurz SAR, geachtet werden.

Je niedriger die SAR-Werte sind, desto weniger Strahlung geht von dem Handy aus. Handelsübliche Handys weisen eine große Spannbreite auf: von 0,5 bis 2,0 SAR. Sie können die Werte Auch der Empfang ist entscheidend.

Hilft es, das Handy nachts nicht neben den Kopf zu legen?

Das Handy strahlt nur, wenn wir telefonieren, also wenn es sendet.

Was raten Sie Eltern?

Es gibt keine Studien, die belegen, dass Kinder sensibler für Strahlung sind. Allerdings sind sie es, die voraussichtlich jahrzehntelang von einem Handy begleitet werden. Und wir wissen noch zu wenig über die Langzeitwirkungen.

Wenn ernsthafte Wirkungen in Richtung Krebs zu befürchten wären, dann würden diese Wirkungen eventuell erst über einen langen Zeitraum von 20 bis 30 Jahren auftreten. Deswegen sollten wir vorsichtig sein. Eltern sollten möglichst die Zeit begrenzen, in der die Kinder telefonieren und das Handy am Ohr haben.

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    Nicht nur Handys geben Strahlung ab. Müsste auch beim Röntgen mehr Sensibilität herrschen?

    Das wäre sehr gut. Jede Röntgenuntersuchung birgt ein, wenn auch geringes, Strahlenrisiko. Deshalb ist es wichtig, dass sich noch mehr Patienten darüber bewusst sind, mit ihren Ärzten sprechen und nach Alternativen mit weniger Strahlenbelastung für die Diagnose fragen.

    Der war früher verbindlich, das ist er jetzt nicht mehr. Das Formular bieten wir auf unserer Internetseite aber weiterhin an.

    Was schützt vor UV-Strahlung?

    Man kann sich schützen, indem man in den Schatten geht, sich mit langen Ärmeln, Hut und Sonnenbrille bekleidet und sich eincremt – idealerweise mit dem höchsten Sonnenschutzfaktor, den man bekommen kann. Das gilt ganz besonders für Kinder, denn die Haut vergisst nicht.

    Ist der Besuch im Sonnenstudio gesünder?

    Die UV-Strahlen, die im Sonnenstudio benutzt werden, sind genauso schädlich für die Haut. Generell sollte die UV-Strahlung minimiert werden. Untersuchungen zeigen, dass ein Besuch im Sonnenstudio nicht nötig ist, um die nötige Vitamin-D-Versorgung zu bekommen.

    Bei schlechtem Empfang ist die Strahlenbelastung stärker. Der beste Schutz ist, Funklöcher zu schließen.