Berlin. Was treibt Greta Thunberg an? Bei „Anne Will“ konnte man davon am Sonntag einen Eindruck gewinnen. Auch die Kritiker waren nicht weit.

Was treibt Greta Thunberg an? Bei „Anne Will“ konnte man am Sonntagabend zumindest einen Eindruck davon bekommen. Zwar war die 16-Jährige Begründerin der „Fridays for Future“-Bewegung nicht selbst in der Diskussion anwesend, doch hatte sie der Gastgeberin vorab ein Interview gegeben.

Wer sich fragte, wie eine Schülerin aus Schweden zur Ikone des globalen Klimaschutzes werden konnte, erhielt hier die Antwort: Mit einer ruhigen, aber überzeugenden Art warb Thunberg für ihre Sache. Den Eindruck konnten wir auch selbst bekommen:

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Greta Thunberg am Freitag in Berlin. Die 16-jährige Schwedin hatte zuvor einen erneuten „Fridays Fot Future“-Protest in der Hauptstadt angeführt.
Von Diana Zinkler (Text) und Johanna Rüdiger (Video)

. Zuvor war sie im Rahmen der „Fridays for Future“-Bewegung vor dem Brandenburger Tor aufgetreten.

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Das waren die Gäste bei Anne Will zu Greta Thunbergs Klimakampf

• Harald Lesch (Astrophysiker, Wissenschaftsmoderator und Autor)

• Wolfgang Kubicki (FDP)

• Therese Kah ("Fridays for Future"-Aktivistin)

• Anne Will (Moderatorin)

• Reiner Haseloff (CDU)

• Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen)

Greta Thunberg bei Anne Will: Motive sind auch persönlich

Talkrunde: Harald Lesch, Wolfgang Kubicki, Therese Kah, Anne Will, Reiner Haseloff, Robert Habeck.
Talkrunde: Harald Lesch, Wolfgang Kubicki, Therese Kah, Anne Will, Reiner Haseloff, Robert Habeck. © NDR/Wolfgang Borrs | NDR/Wolfgang Borrs

„Ich bin Realistin, ich sehe die Fakten“, erklärte Thunberg zunächst ihren Antrieb bei „Anne Will“. Die wissenschaftlichen Daten zur Klimakrise seien eindeutig, dennoch werde nicht gehandelt. Das sei der Auslöser dafür gewesen, zunächst alleine vor dem schwedischen Parlament zu streiken, sagte Thunberg. Dabei räumte sie auch den persönlichen Faktor ein: Dass ihr die Bewegung einen Sinn gebe, der vielen heute fehle. Vorwürfe, wonach sie manipuliert sei, nannte sie absurd. „Ich schreibe meine eigenen Reden.“

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Ist Thunberg also doch recht moderat? Zwischendurch klang sie im Gegenteil sehr radikal. „Ich sehe Dinge sehr schwarz-weiß“, räumte sie ein. Mit sich selbst will sie keine Kompromisse eingehen, das Fliegen hat sie beispielsweise eingestellt. „Entweder man lebt nachhaltig, oder man tut es nicht. Man kann nicht ein wenig nachhaltig sein.“ Eine harte, eine kritische Aussage: Müssen also alle so sein wie sie und maximal verzichten? „Nein, natürlich nicht“, schränkte Thunberg ein. Vielmehr wolle sie die Menschen informieren, damit sie selbst auf guter Grundlage entscheiden könnten.

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    Die unangenehme Atomkraft-Frage

    Diese Kurve bekam Thunberg also noch mal. Wirklich kritisch aber bleibt für sie und die Bewegung die Frage der Atomkraft. „Ich bin persönlich nicht dafür“, sagte Thunberg. Allerdings ist Atomenergie CO2-technisch sauber, der Weltklimarat hält sie im kleinen Maßstab als Übergangslösung. Das unterstützt Thunberg, allerdings ohne großen Nachdruck. Kein Wunder, so recht will die Atomkraft nicht in den Ansatz der Bewegung passen.

    Ermüdende Argumente der Skeptiker

    Nachdem Thunberg sich derart präsentiert hatte, durften in der Runde auch ihre Skeptiker ran. „Das ist kein Streik, sondern Schulschwänzen“, sagte etwa der FDP-Vize Wolfgang Kubicki. Ein ermüdendes Argument: Den Schülern geht es um nichts Geringeres als die Zukunft der Menschheit – und die Politik hebt in der Hauptsache den Finger wegen der Fehltage.

    Ähnlich wie Kubicki argumentierte auch Rainer Haseloff. Eigentlich sei es doch besser, wenn die Schüler fleißig lernten – und sich dann hinterher in die Gesellschaft aktiv einbringen zu können, monierte der CDU-Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt. „Es geht nicht darum, was in 15 Jahren ist“, antwortete da die junge Klimaaktivistin Therese Kah. Bis die Schüler so weit seien, Einfluss zu nehmen, sei es längst zu spät.

    Die richtige Analyse

    Als Haseloff dann auch noch damit anfing, einen Zusammenhang zwischen guten AfD-Ergebnissen und dem Kohleausstieg herzustellen, platzte Robert Habeck zum Glück der Kragen. Zunächst habe es geheißen, die Flüchtlinge seien daran Schuld, sagte der Chef der Grünen. Jetzt werde damit gegen den Klimaschutz argumentiert. „Irgendwann ist der Punkt gekommen, wo politische Führung auch gegen Widerstände vor Ort sein muss“, sagte Habeck an Haseloff gewandt.

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      Das Fazit

      Von dieser Runde konnte man einiges lernen. Erstens, was Greta Thunberg betrifft. Und auch, wie schwach die Argumente gegen das grundsätzliche Anliegen der „Fridays for Future“-Bewegung sind.

      Übrigens, für einen entscheidenden Menschen hält sich Thunberg nicht. Der Rummel um sie werde bald wieder vorbei sein, sagte sie. Entscheidend sei, dass sich dadurch etwas ändere. Das könne eine Person alleine nicht erreichen. „Wir müssen zusammenarbeiten, um das zu erreichen.“

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