Essen. . Drei Milliarden Euro erhalten Kliniken für Investitionen von den Ländern. Nötig wären laut neuer Analyse doppelt so viel. Auch fürs die Digitale.

Die Krankenhäuser in Deutschland haben inzwischen eine Investitionslücke von drei Milliarden Euro. Das geht aus einer aktuellen Analyse der Deutschen Krankenhausgesellschaft sowie der privaten und gesetzlichen Krankenkassen für das Jahr 2019 hervor, die am Donnerstag veröffentlicht wurde.

Demnach müssten die knapp 2000 deutschen Krankenhäuser sechs Milliarden Euro im Jahr von den Ländern zur Verfügung gestellt bekommen, um in Gebäude, Infrastruktur und Technik zu investieren. Tatsächlich erhielten sie drei Milliarden Euro, heißt es in der gemeinsamen Veröffentlichung der Kassen und Kliniken. Die Bundesländer kommen ihrer Verpflichtung zur Finanzierung der Investitionen nicht nach, kritisieren die Kassen und Kliniken.

Landesmittel sinken im Vergleich zu Kassenleistung

Problematisch sei, dass der Anteil der Landesmittel an der Gesamtfinanzierung eines Krankenhauses immer stärker sinke. Die Kliniken finanzieren sich aus zwei Quellen: Laufende Betriebskosten werden durch die Kassen finanziert, Investitionen von den Ländern. Anfang der 70er-Jahre entsprachen die Investitionsmittel der Länder noch einem Viertel der Gelder, die die Kliniken für Behandlungen von den gesetzlichen Krankenkassen erhalten haben. Inzwischen sei dieser Wert auf vier Prozent gesunken.

Stefan Reker, Sprecher der privaten Krankenversicherungen, kritisiert, dass die Kliniken durch die „Investitions-Versäumnisse vieler Bundesländer“ nötige Investitionen auch dadurch querfinanzieren, dass sie bei der Versorgung der Patienten sparen. Er verwies auf die rund drei Milliarden Euro im Jahr, die die Kliniken für gesondert bezahlte Wahlleistung aus den privaten Voll- und Zusatzversicherungen erhielten. „Dadurch wird auch der Kostendruck auf die Patientenversorgung stark gemildert“, so Reker.

NRW-Kliniken fordern 250 Millionen Euro fürs Digitale

In NRW fordern Kliniken jährlich mindestens eine Finanzspritze von 500 Millionen Euro vom Land. Davon seien allein 250 Millionen Euro für die Digitalisierung nötig, sagte ein Sprecher der NRW-Krankenhausgesellschaft. Die NRW-Kliniken wollen auch die Kassen an den Kosten der Digitalisierung beteiligen. Je Krankenhausabrechnung sollten die Kassen einen Digitalisierungsaufschlag von zwei Prozent leisten, so die Forderung.

In NRW gehen die über 340 Kliniken von einem Investitionsbedarf in Höhe von einer Milliarde Euro aus, um den Bestand zu erhalten. 2017 hat das Land die Kliniken mit über einer halben Milliarde Euro gefördert. Unter Schwarz-Gelb waren die Gelder zwar aufgestockt worden. Allerdings fördert das Land nicht länger nur pauschal alle Häuser, sondern nutzt Gelder zu großen Teilen für die Konzentration von Kliniken und damit die Schließung von Abteilungen.

>>> GRUNDLAGE DER ANALYSE

Die am Donnerstag vorgestellte Analyse der Kliniken und Kassen fußt auf Daten aus dem Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus. Bei diesem wird jedem Behandlungsfall eine Summe zugeordnet, die investiert werden müsste. Dem sind die tatsächlichen Investitionssumme der Länder gegenübergestellt worden. Betrachtet wurden 83 Kliniken in ganz Deutschland.