Berlin. CDU-Vorsitzende Kramp-Karrenbauer hat über das dritte Geschlecht gewitzelt. Auch von Katarina Barley gab es dafür nun eine Breitseite.

CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer hat sich flapsigen Äußerungen zu intersexuellen Menschen in einer Fastnachtsrede Kritik eingehandelt: „Wer war denn von Euch vor kurzem mal in Berlin? Da seht ihr doch die Latte-Macchiato-Fraktion, die die Toiletten für das dritte Geschlecht einführen“, sagte sie bei ihrem Auftritt am Donnerstag im baden-württembergischen Stockach am Bodensee.

„Das ist für die Männer, die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder noch sitzen müssen. Dafür, dazwischen, ist diese Toilette.“ In der Halle wurden Kramp-Karrenbauers Worte mit einem Tusch und Gelächter und Johlen im Publikum begrüßt.

Katarina Barley: Witz auf Kosten einer Minderheit

Andernorts hagelte es hingegen Kritik – so auch beim

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Die SPD-Spitzenkandidatin bei der Europawahl, Katarina Barley, sagte im bayerischen Vilshofen, von der Union gebe es in der Koalition keine eigenen Ideen und keine Konzepte. „Das einzige, was Du von denen hörst, sind despektierliche Schenkelklopfer wie jetzt von Annegret Kramp-Karrenbauer im Karneval.“ Sie habe „billige Punkte“ sammeln wollen mit „Flachwitzen über Menschen mit intersexueller Identität“.

„Plumpes Abgrenzen und Witze gegen Minderheiten sind das Letzte, was unsere Gesellschaft gebrauchen kann“, sagte Barley. „Der Karneval soll sich an den Mächtigen abarbeiten, an den Politikern, an den Unternehmen, an den Banken, aber nicht an denen, die ohnehin schon zu kämpfen haben.“

Lesben und Schwule in der Union fordern Entschuldigung

Innerhalb der Union sieht sich CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer ebenfalls Kritik ausgesetzt. Der Bundesverband der Lesben und Schwule in der Union forderte öffentlich eine Entschuldigung von ihr. „Natürlich ist eine Entschuldigung fällig. Das erwarten wir“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes Alexander Vogt dem SWR.

Die Situation werde auch dadurch nicht besser, dass Kramp-Karrenbauer mit dem Witz keine böse Absicht gehabt habe. „Wenn das unüberlegt passiert, ist es ja auch ein Zeichen dafür, wie es landläufig verbreitet ist, dieses Denken“, meinte Vogt. Er erwarte ein klärendes Gespräch mit Kramp-Karrenbauer. „Political Correctness hin oder her, manche finden das ja übertrieben. Aber solche Grenzen müssen klar sein. Man macht ja auch über andere Minderheiten keine Witze mehr“, sagte Vogt.

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Weitere Kritik aus der SPD

Auch SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil kritisierte die Äußerungen der CDU-Chefin scharf. „Annegret Kramp-Karrenbauer zeigt, welcher erzkonservative Wind jetzt wieder in der Union weht“, sagte Klingbeil unserer Redaktion. „Solche Äußerungen - auch an Karneval – sind absolut respektlos.“

Öffentliche Aufmerksamkeit erregte im Nachgang auch ein Artikel des Portals queer.de, auch die Satiresendung Extra3 verbreitete einen Videoausschnitt auf Twitter weiter.

Wolfgang Schäuble stellt sich generell hinter Kramp-Karrenbauer

„Wieder so ein Tag zum Fremdschämen... Ist es so schwierig, eine humorvolle Narrenrede zu halten, ohne platt auf Minderheiten einzudreschen?“, twitterte der FDP-Bundestagsabgeordnete Jens Brandenburg, der Fraktionssprecher für die Anliegen von Lesben, Schwulen, Bi-, Trans- und Intersexuellen (LSBTI) ist.

Sein Grünen-Kollege Sven Lehmann fragte rhetorisch: „Hallo Frau Kramp-Karrenbauer, haben Sie es wirklich nötig, für einen billigen Kalauer sich auf Kosten von inter- und transsexuellen Menschen lustig zu machen?“ Der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Linke) sprach von einem „Trauerspiel“ auf „Stammtischniveau“.

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) kritisierte die Äußerungen. „Ein Karnevalsgag kann gut oder schlecht sein, komisch oder eher mäßig – aber auch hinter Humor steht immer eine Haltung“, twitterte Müller am Sonntag. „Es ist ebenso irritierend wie bedauerlich, dass @akk offenbar in Diskriminierungsfragen eine dem Amt und der Funktion angemessene Haltung fehlt.“

Ganz unabhängig von der Debatte um die Büttenrede hat sich Wolfgang Schäuble im Interview mit unserer Redaktion hinter die neue CDU-Chefin gestellt. Er sagte:

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(dpa/les/ac/tki)