. . Hilfsorganisationen und Feuerwehren warnen vor einem Fachkräftemangel im Rettungsdienst– und fordern eine Ausbildungsoffensive sowie mehr Geld.

Hilfsorganisationen in Nordrhein-Westfalen beklagen einen hohen Fachkräftemangel im Rettungsdienst der Städte und Kreise. Es fehlten schon heute zahlreiche ausgebildete Notfallsanitäter, so dass es auf Stellenausschreibungen kaum noch Bewerber gebe, erklärt das Deutsche Roten Kreuz Nordrhein. „Der Mangel ist massiv“, sagt Sprecherin Stefanie Kutschker. Zugleich sei die Zahl der Rettungsdiensteinsätze deutschlandweit von zuletzt 15 auf aktuell 18 Millionen gestiegen.

Tobias Eilers von den Johannitern NRW warnt vor den Folgen: „Beim Rettungsdienst geht es um Minuten. Es darf nicht dazu kommen, dass man die 112 anruft und dann kein Rettungswagen geschickt werden kann, weil die Leute fehlen.“ An landesweiten Statistiken fehle es zwar, Auswirkungen des Mangels im Rettungsdienst seien aber spürbar. Schon jetzt verdichte sich die Arbeit der Rettungskräfte, so Eilers. „Hatte eine Rettungswagen-Besetzung früher sechs Einsätze in einer Zwölf-Stunden-Schicht, fahren sie heute in einer Großstadt bis zu zwölf.“

Kosten für Ausbilder und Azubis deutlich höher

Hintergrund ist eine Gesetzesänderung. Der Bund wollte den Rettungsdienst 2014 aufwerten, indem er den neuen dreijährigen Ausbildungsberuf des Notfallsanitäters schuf. Er soll den nicht anerkannten Ausbildungsberuf des Rettungsassistenten bis 2027 ablösen. Anders als bisher kann der Notfallsanitäter aber nicht mehr aus Quereinsteigern rekrutiert werden, zudem sind die Kosten für Ausbilder und Azubis deutlich höher. Das Land hat die Ausbildungskosten per Gesetz letztlich als Teil des Rettungsdienstes in die Hand der Krankenkassen gelegt.

„Lage wird sich weiter verschärfen“

Hilfsverbände klagen, dass die Ausgaben nur unzureichend gedeckt seien. In einem Schreiben ans NRW-Gesundheitsministerium fordern sie gemeinsam mit den kommunalen Spitzenverbänden, dass das Land per Erlass nachbessert. Der Verband der Feuerwehren wirbt zudem für eine Ausbildungsoffensive. „Im Einzelfall kann der Fachkräftemangel in den Städten dramatische Folgen haben“, sagt Thomas Lembeck von der Feuerwehr Essen.

Tobias Eilers (Johanniter) befürchtet, dass sich der Fachkräftemangel in NRW noch weiter verschärfen werde. Landesweit müssten noch rund 15.000 Rettungsassistenten zu Notfallsanitätern fortgebildet werden. Die Frist dazu endet aber 2020. Problematisch sei da, dass die Krankenkassen die Fortbildung nicht verlässlich refinanzierten.