Düsseldorf. . Die NRW-Landesregierung will Schulen in sozialen Brennpunkten stärker fördern. Eine zwölfköpfige Jury sichtet ab Mittwoch die Bewerbungen.
Die Suche nach Talentschulen, in denen Schüler in sozialen Brennpunkten speziell gefördert werden sollen, geht in die entscheidende Phase. Am Mittwoch trifft sich in Düsseldorf erstmals die zwölfköpfige Jury. Zwei Tage später endet die Bewerbungsfrist für die an dem Projekt interessierten Schulen. Die Landesregierung hofft auf reges Interesse im Ruhrgebiet.
„Jede Schule in NRW hat eine Chance, Talentschule zu werden. Es gibt keinen regionalen Proporz Wir wollen aber sicherstellen, dass sich Schulen aus dem Ruhrgebiet intensiv bewerben. Denn der Wettbewerb ist auf Quartiere mit besonderen Herausforderungen zugeschnitten“, sagte Schul-Staatssekretär Mathias Richter dieser Zeitung. Zu den Kriterien gehörten das soziale Umfeld der jeweiligen Schule, Schulabschlüsse, die nicht erreicht werden, die Zahl der Schüler mit Migrationshintergrund und die Stellensituation.
Wissenschaftler begleiten Talentschulen
Richter bildet mit Prof. Bernd Kriegesmann, Präsident der Westfälischen Hochschule, ein „Tandem“ im Rahmen der Ruhrkonferenz. In dieser auf Dauer angelegten Konferenz sollen sich alle Landesministerien für das Revier engagieren. Der Auftrag an Richter und Kriegesmann lautet: Beste Bildungschancen ermöglichen.
Ziel dieses wissenschaftlich begleiteten und bis zum Jahr 2026 angelegten Schulversuches ist es, die Zahl der mittleren Schulabschlüsse an den Talentschulen zu erhöhen. Ab dem Schuljahr 2019/20 sollen zunächst 35 Talentschulen in NRW an den Start gehen. Insgesamt sollen es 60 sein, wobei Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) allein dem Ruhrgebiet 30 Talentschulen in Aussicht gestellt hat.
Prof. Bernd Kriegesmann, Präsident der Westfälischen Hochschule. Foto: HO 400 zusätzliche Lehrer für besondere Schulen
400 zusätzliche Lehrerstellen sollen die 60 Talentschulen bekommen. Davon sollen 300 Kräfte die allgemeinbildenden Schulen verstärken, 100 die Berufskollegs. An den Kollegs werden sich die zusätzlichen Lehrer um Schüler kümmern, die noch keinen Schulabschluss erreicht haben.
Der landesweite Schulversuch soll Erkenntnisse liefern, von denen eines Tages alle Schulen in Nordrhein-Westfalen profitieren könnten, erklärt Richter. Zum Beispiel, wie Lehrer, Sozialarbeiter und Psychologen in Zukunft optimal zusammenarbeiten können. Und wie Schulen besser mit Ausbildungsbetrieben, der Jugendhilfe und Stiftungen zusammenarbeiten.
NRW will Erfahrungen mit Talentscouts nutzen
„An keinem anderen Ort in NRW gibt es so viele unentdeckte Talente wie im Ruhrgebiet“, versichert Hochschul-Präsident Bernd Kriegesmann. Er wird für das „Projekt Talentschulen“ in den Schulverwaltungen im Revier und bei den Bezirksregierungen Klinken putzen.
Kriegesmann engagiert sich seit Jahren für die Talentsuche in der Region. Diese Erfahrungen will er in die Ruhrkonferenz einbringen. „Wir wollen die Talentschulen im Ruhrgebiet mit einer individuellen Förderung verknüpfen. Wir verbinden sie mit dem NRW-Talenscouting, mit dem wir allein im Revier schon rund 7500 Schüler erreicht haben, mit dem Schülerstipendium Ruhrtalente und den Aktivitäten der Stiftung Talentmetropole Ruhr“, sagt Kriegesmann. Nicht auszuschließen sei, dass das Ruhrtalente-Stipendium in einer späteren Phase auch auf das ganze Land ausgeweitet werde.
Voraussichtlich im Februar entscheidet die Jury über die ersten 35 NRW-Talentschulen.