Essen. . Mit den Erlösen sollen Talente gefördert und Projekte finanziert werden.
Glücksspiel und Bildung – wie passt das zusammen? „Bei Beidem geht es darum, seine Chancen zu nutzen“, erklärt Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft mit Sitz in Essen. Gemeinsam mit den SOS-Kinderdörfern und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung hat der Stifterverband bundesweit die erste Bildungslotterie ins Leben gerufen.
Die Idee dahinter: Jemand kauft ein Los, in der Hoffnung, einen Preis zu gewinnen. Und jemand anderes profitiert von dem Geld, das durch den Losverkauf eingenommen wird. 30 Prozent der Erträge fließen in gemeinnützige Projekte, so Schlüter. Weitere 30 Prozent werden an die Gewinner ausgeschüttet. Der Rest wird für den Betrieb der Lotterie verwendet oder als Steuer abgeführt. 20 Millionen Euro Startkapital erhielten die Initiatoren für ihr Vorhaben als Darlehen von Unternehmen und Privatpersonen.
Mit den Erlösen aus dem Glücksspiel sollen vor allem Einzelpersonen unterstützt werden, die ihre Chancen zum Beispiel aufgrund ihres sozialen Hintergrundes nicht voll ausschöpfen können. Schlüter erklärt, „dass es für viele Themen Lotterien gibt, für Soziales, für Kultur, für den Sport, aber nicht für Bildung. Bildung ist aber gesellschaftlich ein mindestens genauso wichtiges Thema.“ Der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung der Bildungs-Chancen-Lotterie betont aber auch, dass mit der Verlosung nicht das Bildungssystem infrage gestellt werden solle. Dieses sei „hoch leistungsfähig“, könne die Förderung des Einzelnen aber nicht ausreichend in den Blick nehmen. „Wir wollen einzelnen jungen Menschen helfen, ihre Chancen zu realisieren“, fasst er die Motivation der Initiativen zusammen. Diese Aufgabe könne die Politik „nur schwer erfüllen“.
Insbesondere im Bereich der digitalen Medien sieht Schlüter Förderungsbedarf. Der Stifterverband überlege beispielsweise, wie man die Digitalisierung in Schule und Lehrerausbildung voranbringen könne. Es sei geplant, auch Projekte aus diesem Bereich mit dem Erlös aus der Lotterie finanziell zu unterstützen. Ein weiteres Beispiel für künftige Förderprojekte ist die „Vorbilder Akademie“ des Talentförderzentrums Bildung und Begabung, einer Tochter des Stifterverbandes. Dort erforschen Neunt- und Zehntklässler mit Migrationshintergrund ihre Talente und erfahren mehr über Studien- und Ausbildungsmöglichkeiten. Nicht zuletzt geht das Geld aus dem Losverkauf auch in internationale Bildungsinitiativen. In einem Ausbildungsprojekt der SOS-Kinderdörfer in Nigeria beispielsweise erhalten Jugendliche eine echte berufliche Perspektive, indem sie landwirtschaftliche Berufe erlernen.
Ziehungen immer dienstags
Die ersten Fördergelder werden am 8. Dezember, dem bundesweiten Tag der Bildung ausgezahlt. Die Mittel sollen nicht nur für die Programme der drei Initiatoren verwendet werden, auch andere Bildungsprojekte können sich bewerben und ab 2019 von der Lotterie profitieren. Gewinnen kann man allerdings schon vorher. Die Ziehungen finden jeden Dienstag statt. Annahmeschluss ist am selben Tag um 14 Uhr. Weitere Informationen auf:
www.bildungslotterie.de/home