Ruhrgebiet. . Der tropische Sommer im Ruhrgebiet fühlt sich wie eine Ausnahme an. Berechnungen des Regionalverbandes Ruhr zeigen, warum das bald die Regel ist.

Hitzesommer wie in diesem Jahr sollen laut Klimaexperten bald zum Regelfall werden. Entsprechende Berechnungen des Regionalverbandes Ruhr (RVR) sagen voraus, dass der Hitzestress vor allem in den Innenstädten enorm ansteigt. Insbesondere „Tropennächte“ mit Temperaturen nicht unter 20 Grad werden als belastend empfunden.

Im Mittel der Jahre 2021 bis 2050 soll es in den dicht bebauten Innenstädten des Ruhrgebiets bis zu 30 Tropennächte geben. Vor 1990 gab es nur maximal drei solche Nächte pro Jahr. Die Zahl der „Heißen Tage“ mit über 30 Grad soll entsprechend auf bis zu 45 steigen – etwa eine Verdoppelung zum heutigen Stand.

Belastung im westlichen Revier am größten

Entscheidend sind die Bebauung und die Topografie. Zu den Stadträndern nimmt die Hitzebelastung ab, aber selbst im Freiland des Reviers sollen bis zu sieben Nächte im Jahr tropisch heiß werden. „Im westlichen Revier und entlang des Rheins ist die Hitzebelastung am höchsten“, sagt Astrid Snowdon-Mahnke, Klimaexpertin des RVR. Nach Daten des Landesumweltamtes leben in Duisburg, Oberhausen, Moers, Gladbeck und Gelsenkirchen fast zwei Drittel der Menschen in „thermisch ungünstiger“ Lage.

„Besonders ältere Menschen sind stark betroffen, aber auch Kleinkinder“,

Der Sommer machte vor allem auch den Bauern zu schaffen.
Der Sommer machte vor allem auch den Bauern zu schaffen. © Julian Stratenschulte

sagt Snowdon-Mahnke. Der RVR sehe „einen dringenden Anpassungsbedarf an die Folgen des Klimawandels“. Tatsächlich haben bereits die meisten Städte im Revier entsprechende Konzepte erarbeitet.

Der lange am Wuppertal Institut tätige Organisationswissenschaftler Rainer Lucas hält diese jedoch nicht für ausreichend und fordert ein Umdenken in den Rathäusern. Folgen von extremen Witterungen seien nicht länger ein Thema einzig für die Umwelt- und Bauämter.

Städte sollen Hitzetelefone einrichten

„Klimafragen müssen in alle Bereiche hineingreifen und besonders gehören sie in die Sozial- und Gesundheitsämter“, sagt Lucas. „Wir wissen von jedem Wald, welche Schäden er durch die Dürre erlitten hat, aber die Frage, in welchen Stadtvierteln welche Bewohner besonders unter dem Hitzesommer gelitten haben und wie gesundheitlichen Schäden vorgebeugt werden kann, ist auf der Strecke geblieben.“

Konkret sollten Städte Hitzetelefone einrichten und in Vierteln mit vielen Senioren oder Kleinkindern aktiv über Hitzeschutz aufklären. „Da haben wir ein großes Vorsorgedefizit.“