Düsseldorf. . Für die Pflegekräfte in NRW ist die Einführung einer Interessenvertretung in Sicht. 1500 Fachkräfte sollen zwischen zwei Modellen wählen.
Die rund 200 000 Pflegekräfte in NRW bekommen womöglich schon 2019 eine eigene Interessenvertretung. Am Dienstag startete die Landesregierung ihre Kampagne für die Einführung einer Pflegekammer oder einer vergleichbaren Berufsvereinigung. Bis Oktober soll in einer repräsentativen Befragung von 1500 Pflegern geklärt werden, ob und in welcher Form eine solche Interessenvertretung gewünscht wird. „Die Pflege braucht eine eigene Stimme“, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) im Landtag. Andere wichtige Vertreter der Gesundheitsberufe wie Ärzte und Apotheker sind schon lange in Kammern organisiert.
Sollten sich die Befragten mehrheitlich für eine Pflegekammer aussprechen, dann könnte diese laut Laumann Aufgaben übernehmen, für die bisher der Staat zuständig ist. Zum Beispiel die Entscheidung über eine Berufsordnung, über Regeln für die Aus- und Weiterbildung, über Qualitätsstandards in der Pflege oder die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Bisher sitze ausgerechnet die Pflege nicht mit am Tisch, wenn über sie geredet werde, kritisierte der Minister.
Andere Bundesländer haben bereits Pflegekammern
Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Schleswig-Holstein haben schon eine Pflegekammer, Baden-Württemberg wird eine einführen, Hessen und Brandenburg entscheiden in Kürze darüber, in Hamburg fand sich keine Mehrheit dafür. Bayern geht einen Sonderweg. Die dortige „Vereinigung der Pflegenden“ ist ein so genannter „Pflegering“, der sich von einer Kammer deutlich unterscheidet.
In NRW sollen nun 1500 repräsentativ ausgewählte Fachkräfte entscheiden, welches dieser beiden Modelle den Wünschen der Branche entspricht. In einer Pflegekammer wären sämtlich Pflegekräfte Pflichtmitglieder. Sie müssten einen Mitgliedsbeitrag von geschätzt fünf Euro im Monat bezahlen. Der Vorteil: Eine Kammer wäre finanziell weitgehend unabhängig vom Staat und könnte entsprechend selbstbewusst auftreten.
Keine Konkurrenz zu Gewerkschaften
Ein Pflegering hingegen würde zu einem großen Teil vom Land bezahlt. Die Mitgliedschaft wäre freiwillig, auch Berufsverbände und Gewerkschaften könnten Teile dieses Rings sein.
Pflegekammer oder -ring sollten nicht in Konkurrenz zu Gewerkschaften oder Verbänden stehen, versicherte Laumann. Sollten sich die Fachkräfte in NRW für eine Pflegekammer entscheiden, dann sei auch mit der schnellen Einführung einer bundesweiten Kammer zu rechnen. Diese würde die Kräfteverhältnisse im deutschen Pflegesystem verändern.