Essen. . Das Gesundheitsministerium will wissen, wo es unter NRW-Kliniken eine Über- und Unterversorgung gibt und erhöht damit den Druck auf Krankenhäuser

Im Durchschnitt sieht es in NRW rosig aus: In kaum einem anderen Flächenland herrscht eine so hohe Ballung von Kliniken. Auf rund 100 000 Einwohner kommen rein rechnerisch 670 Betten – nur in Sachsen-Anhalt und Thüringen sind es laut Bundesstatistikamt mehr. Doch während in Großstädten oft sehr viele Kliniken stehen, sind die Fahrzeiten auf dem Land länger.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) will die Kliniklandschaft nun reformieren. Ein neues Gutachten soll die Über- und Unterversorgung festhalten und aufzeigen, wo Leistungen zusammengezogen werden können. „Patienten vertrauen zu Recht auf eine qualitativ hochwertige, gut erreichbare und ausreichende Versorgung“, sagte Laumann. Dies müsse im Zentrum aller Überlegungen zu den NRW-Kliniken stehen.

Gutachten soll Grundlage für Krankenhausplanung sein

Gutachter ist die Berliner „Partnerschaft Deutschland GmbH“, die von öffentlichen Gesellschaftern getragen wird. Sie soll unter anderem erfassen, wie das Leistungsangebot in den Regionen Nordrhein-Westfalens aufgestellt ist und angenommen wird. Ziel ist eine Prognose für die Krankenhausplanung bis zum Jahr 2030, in der nicht länger die Zahl der Betten, sondern die Bedarfe, Fallzahlen und Strukturqualität entscheidend sein soll.

Die Kliniklandschaft in NRW.
Die Kliniklandschaft in NRW. © Helge Hoffmann

Konkret will Laumann stärker regionale Besonderheiten wie die Häufigkeit bestimmter Erkrankungen und das Alter der Bevölkerung aufnehmen. Auch soll geprüft werden, wie mehrfach vorgehaltene Leistungen abzubauen sind und wo sich die Einrichtung von Klinikzentren, etwa für Seltene Erkrankungen oder Geburtshilfe, anbietet. Experten wie die AOK werben seit Jahren dafür, dass sich Kliniken stärker spezialisieren sollten, um die Behandlung zu verbessern. NRW lockt Träger bereits mit höheren Fördersummen, damit sie Schwerpunkte bilden.

Erste Ergebnisse des Gutachtens, an dem auch Forscher der Technischen Universität Berlin beteiligt sind, sollen in diesem Jahr vorliegen. Mitte 2019 wird der Bericht als Grundlage eines neuen Krankenhausplans veröffentlicht.

Laumann erhöht damit weiter den Druck auf Kliniken und Krankenkassen. Per Gesetz drängte er die Akteure bereits, regionale Krankenhauspläne schneller als bisher zu erarbeiten. Dauert eine Einigung länger als sechs Monate, übernehmen die Bezirksregierungen.