Essen. . In Münster sollen Studenten in ehemaligen Kasernen und Flüchtlingsunterkünften wohnen. Im Ruhrgebiet ist die Lage entspannter.
Wenn die Zusagen für das kommende Semester ankommen, beginnt die Wohnungssuche vieler Studenten. An Standorten wie Aachen oder Münster ist der Wohnungsmarkt für Studierende angespannt. So sollen etwa ehemalige Kasernen, die als Erstaufnahmestellen für Flüchtlinge gedacht waren, zu Semesterbeginn als Notfallunterkünfte dienen, berichtet das Studierendenwerk Münster. In Aachen suchen nach Angaben der Studentenvertretung (Asta) aktuell mehr als 6500 Studierende eine Unterkunft.
NRW-weit deckt die Anzahl der angebotenen Wohnheimplätze der Studierendenwerke bei weitem nicht den Bedarf studentischen Wohnraums. Während das Wohnplatz-Angebot der Studierendenwerke seit 2005 nur um 6,3 Prozent wuchs, stieg die Zahl der Studenten in NRW laut Angaben des Statistischen Bundesamtes im selben Zeitraum um über 62 Prozent auf 776.130 Studierende zum Wintersemester 2016/17.
Entwarnung im Ruhrgebiet: Keine „Notschlafplätze“
Im Ruhrgebiet drohen hingegen keine „Notschlafplätze“, sagt Johanne Peito, Sprecherin des Studierendenwerkes Duisburg-Essen. In den insgesamt 19 Wohnheimen an den Standorten Duisburg, Essen und Mülheim werden zum Semesterstart im Oktober rund 400 Zimmer frei. „Aktuell gibt es 200 Bewerber“, sagt Peito, die von einem ausgewogenen Verhältnis von Platz und Nachfrage zu Semesterbeginn ausgeht. Dies liege auch am relativ entspannten Wohnungsmarkt im Ruhrgebiet.
Statt eines Umzuges bevorzugen viele Hochschüler der Universität Duisburg-Essen per se eine Anreise aus dem Umland. Jeder zweite Student lebt nicht am Hochschulort und nimmt eine durchschnittliche Anfahrt von 30 bis 40 Minuten in Kauf, informiert das Studierendenwerk. Die Lage entspannt sich auch: Mehr als ein Drittel der Studenten der Uni Duisburg-Essen leben bei ihren Eltern, so eine Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DSW).
Private Investoren schaffen im Ruhrgebiet Alternativen
Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche haben laut Erhebung des DSW auch ausländische Studierende in Deutschland. Mehr als die Hälfte der Befragten berichtet von großen Problemen, eine Bleibe zu finden. Mehr als ein Drittel der Gast-Studenten lebt deshalb in NRW in Wohnheimen – oftmals, weil es die einzige realistische Wohnmöglichkeit darstelle, sagt Georg Schlanzke vom DSW. Kurze Mietzeiten und ein geringes Budget reduzierten ihre Aussichten auf dem freien Wohnungsmarkt.
Eine alternative Unterbringung schaffen in NRW Wohnheime, die von privaten Investoren finanziert werden – zum Teil gefördert vom Land. So entstehen aktuell Wohnkomplexe in Essen, Dortmund, Bochum oder sogar Herne – obwohl es keine Hochschule in der Stadt gibt.
Es fehlen Grundstücke für den Bau von Wohnheimen
2016 wurden in NRW 11.720 privat gebaute Studenten-Appartments mit öffentlichen Geldern gefördert, so ein Sprecher des Bauministeriums in Düsseldorf. Für die Finanzierung gewährt die Landesregierung stark zinsverbilligte Darlehen. Während der Darlehenslaufzeit von 20 bis 25 Jahren dürfen Mieten nicht steigen und nur Studenten einziehen.
So viel kostet ein Zimmer für Studenten in Essen
Die 135 möblierten Zimmer des Anbieters Smartments kosten 328 Euro im Monat – inklusive Strom, Heizung, Wasser und Internet. Betreiber ist die FDS gemeinnützige Stiftung, der es um eine „wirtschaftliche Anlage der Stiftungsgelder“ geht.
Ein möbliertes Zimmer des Studierendenwerkes kostet zwischen 240 und 450 Euro – inklusive der Nebenkosten.
Bis 2022 ist die schwarz-gelbe Landesregierung gewillt, insgesamt 250 Millionen Euro für den Bau von Studierendenwohnraum bereitzustellen. Die größte Herausforderung, so das Bauministerium, stelle der Mangel an Grundstücken auf dem Markt für Wohnimmobilien dar – wo Studierendenwerke mit anderen Investoren konkurrieren.
Studierendenwerke NRW fordern Grundstücke zu günstigen Preisen
In einem Positionspapier fordern die Studierendenwerke NRW deshalb eine Sonderregelung für den Verkauf von Grundstücken, die sich im Eigentum der öffentlichen Hand befinden. Allein mit marktorientierten Preisen könnten Studierendenwerke auf Dauer ihrem gesetzlich verankerten Sozialauftrag nicht gerecht werden und günstigen Wohnraum anbieten.
Gleichzeitig müsse es privaten und renditeorientieren Investoren und Betreibern, die keine Mittel des Landes erhalten, untersagt werden, das Siegel „Studentenwohnheim“ für Werbezwecke zu nutzen, heißt es in dem Schreiben.
Um Hindernisse beim Bau von Wohnraum beseitigen zu können, sollen laut Bauministerium Gespräche mit Studierendenwerken geführt werden. Ziel sei die Entwicklung möglicher gemeinsamer Strategien.