Essen. . Immer öfter zahlen Kunden im Internet für ein und dasselbe Produkt innerhalb kurzer Zeit völlig unterschiedliche Preise. Was dahinter steckt.
„Dynamic Pricing“ (dynamische Preisgestaltung) nennt sich das System, bei dem die Rechner großer Online-Shops mit Hilfe ausgeklügelter Algorithmen schon seit längerer Zeit automatisch und innerhalb von Sekunden die Preise ändern – je nachdem, wie groß die Nachfrage gerade ist oder welche Preise die Konkurrenz aufruft. Teils variiert der Preis sogar abhängig davon, mit welchem Gerät der Kunde im Netz unterwegs ist. Wer mit Hilfe moderner Smartphones einkauft, muss oft mehr zahlen als am Computer, weil er für wohlhabender gehalten wird.
16 deutsche Online-Shops beobachtet
Eine Erkenntnis der Studie ist, wie oft und wie stark sich die Preise im Internet ändern. Für die Untersuchung hat das Marktwächter-Team der Verbraucherzentrale Brandenburg in 16 deutschen Online-Shops gut einen Monat lang die Preise von mehr als 1100 Artikeln beobachtet.
Bei rund einem Drittel der beobachteten Produkte änderte sich der Preis in diesem Zeitraum bis zu 15 Mal, bei einigen wenigen Waren innerhalb der 34 Tage sogar 32 Mal. Besonders viele Schwankungen registrierten die Verbraucherschützer bei Elektronik-Produkten und Medikamenten.
Der auf Internet-Handel spezialisierte Marktforscher Metoda zählte bei einer ähnlichen Studie innerhalb eines Monats bei knapp 2000 erfassten Online-Shops mehr als 17 Millionen Preisveränderungen. Allein bei Amazon, das in der Marktwächter-Studie keine Rolle spielt, waren es mehr als 3,6 Millionen.
Preise schwanken enorm
Dabei schwankten die Preise in den Onlineshops zum Teil enorm – je nachdem, an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit Kunden auf die Seite klickten. Eine Hose zum Beispiel kostete erst 130, dann 80, dann 200 Euro, ein Smartphone zeitweise 580, kurz darauf 800 Euro. Und ein Online-Reifenhändler veränderte seine Preise im Beobachtungszeitraum jeden zweiten Tag, mit bis zu 90 Euro Unterschied.
Das Vorgehen der Internet-Händler ist völlig legal, Marktwächter-Teamleiterin Kirsti Dautzenberg warnte gestern allerdings vor den möglichen Folgen einer solchen für den Verbraucher kaum nachvollziehbaren Preispolitik: „Der Kunde kann nicht einschätzen, ob er bei seinem Kauf gerade spart oder draufzahlt.“