Duisburg. . Nicht nur die Natur leidet unter der anhaltenden Dürre. Auch die Industrie hat daran zu knacken, wenn die Schifffahrt eingeschränkt wird.
Die anhaltende Dürre beeinträchtigt immer stärker auch den Verkehr auf dem Rhein. Wegen des Niedrigwassers müssen die Binnenschiffe streckenweise auf die Hälfte ihrer Ladung verzichten. Das führt nicht nur zu höheren Kosten für die Reeder. Auch die Industrie bekommt die zunehmende Austrocknung des Rheins, über den 80 Prozent des Schiffgüterverkehrs laufen, zu spüren. Auf der Ruhr und auf den Kanälen gibt es bislang keine Einschränkungen.
Um das Stahlwerk in Duisburg über den Rhein mit ausreichend Kohle und Erz zu beliefern, muss Thyssenkrupp in diesen Wochen mehr Schiffe einsetzen und externe Transportmöglichkeiten dazu kaufen. „Wir müssen öfter fahren. Die Stahlproduktion ist aber nicht beeinträchtigt“, sagt ein Sprecher.
Der Chemiekonzern BASF in Ludwigshafen musste dagegen bereits Teile seiner Produktion drosseln. Der Grund: Das Rhein-Wasser ist zu warm, um manche Chemieanlagen zu kühlen. Deshalb könne es in den nächsten Tagen zu Lieferengpässen kommen, teilte BASF mit. Wegen des Niedrigwassers und des ausbleibenden Kohle-Nachschubs per Schiff hatte RWE in der vergangenen Woche vorübergehend sein Kraftwerk in Hamm heruntergefahren.
An einigen Tankstellen ging der Sprit aus
Während Autofahrer an manchen freien Tankstellen im Ruhrgebiet aufgrund des Wetters bereits zeitweise vor leeren Zapfsäulen standen, geben die großen Ketten Entwarnung. „Bei Aral gibt es keine Versorgungsprobleme“, betont ein Sprecher. Der Wettbewerber Shell erklärt, dass der Kraftstoff-Transport verstärkt vom Schiff auf Straße, Schiene und Pipelines verlagert werde.
Am Rhein-Pegel in Duisburg-Ruhrort wurde am Freitag ein Wasserstand von 2,06 Meter gemessen. Trotz der wochenlangen Trockenheit hat er damit noch nicht den bisherigen Tiefstwert im Rekord-Sommer 2003 erreicht, als der Pegel am 30. September auf 1,74 Meter abgesackt war.
Wirtschaft fordert Vertiefung des Rheins
Manche Wettermodelle gehen davon aus, dass die Trockenheit bis Mitte September anhalten könnte. „Gegebenenfalls kann der Schiffsverkehr dann streckenweise zum Erliegen kommen“, heißt es bei der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt.
Die Wirtschaft wartet auf den Rheinausbau zwischen Duisburg und Stürzelberg im Rhein-Kreis Neuss. „Die aktuelle Niedrigpegelphase zeigt erneut, wie dringend sie ist. Die 20 bis 30 zusätzlichen Zentimeter wären in der aktuellen Trockenphase Gold wert“, sagte Michael Rüscher Geschäftsführer der IHK Duisburg.
Der Ausbau des Rheins soll 201,3 Mio Euro kosten. Vorgesehen ist, die Fahrrinne von Duisburg bis Neuss von 2,50 Meter auf 2,80 Meter zu vertiefen. Zudem soll die Rinne zukünftig 150 Meter breit sein.