Essen. . Frankreich hat ein striktes Handy-Verbot an Schulen erlassen. Die Verantwortlichen in NRW halten das nicht für sinnvoll.
Ein allgemeines Handy-Verbot an Schulen wie in Frankreich wird in NRW von Lehrerverbänden und Bildungsexperten strikt abgelehnt. „Das ist hier unvorstellbar“, sagt Dieter Cohnen, Vorstandsmitglied der Landeselternschaft der Gymnasien NRW, der WAZ. Zwar müsse der Umgang mit den Geräten an Schulen reglementiert werden, „aber manche Unterrichtskonzepte bauen darauf, dass die Schüler ihr eigenes Handy mitbringen, das wäre dann nicht mehr möglich“.
In NRW sei derzeit kein allgemeines Handy-Verbot geplant, stellt das Schulministerium klar. Eine Regelung bleibe den einzelnen Schulen oder den Lehrern überlassen. In den Pausen könnten die Schüler ihre Handys demnach „in angemessener Weise im Rahmen der Schul- und Hausordnung“ nutzen. Stört die Benutzung der Geräte im Unterricht, könnten Lehrer verlangen, das Handy auszuschalten. Bei Klassenarbeiten, Klausuren und vor allem während der zentralen Abiturprüfungen müssen die Schüler allerdings ihre Handys vorher abgeben, um Täuschungsversuchen vorzubeugen.
„Für das Privatleben lernen“
Das französische Parlament hat ein gesetzliches Handy-Verbot an Schulen beschlossen. Die neue Regelung sieht ein Komplettverbot internetfähiger Geräte inner- und außerhalb der Schulgebäude vor. Es betrifft Kinder und Schüler im Alter von drei bis 15 Jahren. Gezielte Ausnahmen gibt es nur für Unterrichtszwecke sowie für Schüler mit einer Behinderung.
Auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE) lehnt ein Handy-Verbot nach französischem Vorbild ab. „Ein generelles, gesetzliches Verbot hilft nicht weiter. Die Schulen brauchen vor allem Regelungen, mit denen Grenzen gezogen werden können, aber gleichzeitig das Erlernen der Medienkompetenz ermöglicht werden kann“, sagt der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann. „Deutsche Schulen haben größtenteils noch steinzeitliche Ausstattungen, aber die Generation von heute muss auf die Arbeitswelt von morgen vorbereitet werden“, so Beckmann weiter. Das Versprechen der Politik, fünf Milliarden Euro für den Digitalpakt Schule in die Hand zu nehmen, sei noch nicht eingelöst.
Ähnlich argumentiert Peter Silbernagel, Chef des Philologenverbands NRW. Ein Verbot „von oben“ hält er für unangemessen. Zwar sei es „eine pädagogische Herausforderung“, den Umgang mit den Geräten zu regeln, aber das sei ein Thema für die Schulkonferenz und nicht für den Gesetzgeber, so Silbernagel zur WAZ.
Da an den Schulen die Rechner meist veraltet seien, müsse man auf die Geräte der Schüler zurückgreifen, gibt Dieter Cohnen zu bedenken. Besser als ein generelles Handy-Verbot sei es, mit Schülern über einen sinn- und maßvollen Umgang mit den Geräten zu sprechen. „Davon haben sie dann auch im Privatleben etwas.“