Essen. . Angesichts der Führungskrise bei Thyssenkrupp hat sich die Bundesregierung besorgt gezeigt. Es geht um 160 000 Arbeitsplätze.
Das Bundeswirtschaftsministerium hat sich gegen eine Zerschlagung von Thyssenkrupp mit seinen rund 160 000 Mitarbeitern und Geschäften rund um Stahl, Aufzüge, Autoteile, Werkstoffhandel und Anlagenbau ausgesprochen. „Die Bundesregierung setzt darauf, dass Thyssenkrupp als integrierter Industriekonzern erhalten bleibt“, sagte eine Sprecherin von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) in Berlin. „Ziel muss eine zukunftsfähige Lösung sein.“
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) erklärte: „Wir beobachten die Situation von Thyssenkrupp intensiv und mit zunehmender Sorge.“ Er betonte, es habe bei Thyssenkrupp bereits wichtige Weichenstellungen zum Erhalt als integrierter Konzern gegeben. Damit sei die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft gelegt worden. „Dieser Weg darf nicht gefährdet werden“, warnte Heil.
Stiftungschefin Ursula Gather gerät unter Druck
Unlängst hatte der mittlerweile zurückgetretene Vorstandschef Heinrich Hiesinger eine Fusion der Thyssenkrupp-Stahlsparte mit dem Europageschäft des indischen Herstellers Tata besiegelt. Damit wird die Keimzelle des Essener Industriekonzerns ausgegliedert – der Stahl verschwindet weitgehend aus der Bilanz. Investoren wie der Großaktionär Cevian dringen auf einen weiteren Konzernumbau. Der Fonds Elliott macht Druck.
Der plötzliche Abgang von Hiesinger und der Rückzug von Aufsichtsratschef Ulrich Lehner schüren Sorgen um die Zukunft von Thyssenkrupp. Auch die Chefin der Essener Krupp-Stiftung, Ursula Gather, ist in Bedrängnis geraten. Insider machen sie für die Rücktritte von Hiesinger und Lehner verantwortlich. Lehner hatte erklärt, er habe „das Vertrauen der großen Aktionäre und ein gemeinsames Verständnis im Aufsichtsrat über die strategische Ausrichtung von Thyssenkrupp“ vermisst. Die Stiftung ist der größte Einzelaktionär.
Interimschef Guido Kerkhoff betonte in einem internen Schreiben an die Mitarbeiter, der Vorstand habe vom Aufsichtsrat ein klares Mandat bekommen, „den bisherigen Weg bis auf weiteres fortzusetzen – mit allen Geschäften. Unter einem Dach.“ Er zeigte sich zuversichtlich. „Auch uns als Vorstand ist bewusst, dass wir unsere Rendite steigern müssen, um das Vertrauen des Kapitalmarkts in unser Unternehmen zu stärken – und wir wissen, dass wir das schaffen können“, schrieb er. „Kurzfristige Renditemaximierung auf Kosten der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens ist nicht unser Ziel.“