Düsseldorf. Ein Qualitätsbericht zeigt: Die Züge fahren viel unpünktlicher als im Vorjahr. Fahrgäste im Ruhrgebiet brauchen besonders viel Geduld.
Die Geduld von Bahnreisenden im Nahverkehr wurde zuletzt wieder arg strapaziert. Ein neuer Qualitätsbericht zum Schienennahverkehr in NRW zeigt, dass Regionalexpresse, S- und Regionalbahnen im Jahr 2017 deutlich unpünktlicher fuhren als im Jahr zuvor. Besserung ist wegen der vielen Bahn-Baustellen nicht in Sicht. Leidtragende sind vor allem Fahrgäste im Ruhrgebiet und in den rheinischen Großstädten.
Schlusslichter waren die Regionalexpress-Linien (RE) mit einer Pünktlichkeits-Quote von im Schnitt nur 81,3 Prozent (2016: 84 Prozent). Der RE1 (Aachen-Hamm), der mitten durchs Ruhrgebiet fährt, ist nur zu 60 Prozent pünktlich (13 Prozent minus). Den Bahnhof Essen erreicht nicht einmal jeder zweite Zug des RE 1 zur vorgesehenen Zeit, und auf der Linie RE5 (Koblenz-Wesel) verkehrt insgesamt nur jeder zweite Zug pünktlich. Hauptgrund laut dem Bericht: „Überlastete Schienenwege zwischen Rhein und Ruhr“. Bei den S-Bahnen sieht die Lage mit 90 Prozent Pünktlichkeit etwas besser aus, aber dieser Wert sinkt seit 2011 ständig.
Abellio pünktllicher als DB Regio
Kunden der Eurobahn und von Abellio haben übrigens eine größere Chance auf pünktliche Züge als die von DB Regio. Noch schlechter als die Deutsche Bahn schneiden die Züge von National Express ab mit nur 70,8 Prozent Pünktlichkeit. Als unpünktlich gilt ein Zug, der mindestens vier Minuten zu spät ist.
„Die vielen Bahn-Baustellen schlagen voll durch auf die Pünktlichkeit“, sagte Lothar Ebbers, Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn NRW. Drei dieser Großbaustellen (die für die S13, für den Rhein-Ruhr-Express RRX und die Betuwe-Strecke) werden den Bahnverkehr sogar für zehn Jahre immer wieder ausbremsen. Eine Baumaßnahme beschert Fahrgästen schon in wenigen Tagen neuen Ärger: Ab dem 14. Juli wird die Strecke Hamm-Dortmund für zwei Monate gesperrt, der dortige Bahnverkehr fährt dann über die Güterzugstrecke Hamm-Oberhausen. Nicht nur die Arbeiten an Gleisen und Stellwerken beeinträchtigen den Nahverkehr. Immer wieder müssen Regionalbahnen in NRW Fernverkehrszüge der Deutschen Bahn überholen lassen und können daher Fahrpläne nicht einhalten.
Der Bericht nennt weitere Probleme: Es gibt zu viele Langsamfahrstrecken. Außerdem gelingt es vielen Bahnunternehmen offenbar nicht, verlässlich Fahrzeuge bereitzustellen. „Das betrifft praktisch alle Eisenbahnverkehrsunternehmen“, sagte Kai Schulte vom Kompetenzcenter ITF, das den Bericht verfasst hat.