Essen. Gebührenfrei kleinere Beträge am Automaten ziehen – das ist bei manchen Geldinstituten nicht mehr möglich. Kritik von NRW-Verbraucherzentrale.
Eine wachsende Zahl von Banken verlangt inzwischen, mindestens 50 Euro aus dem Automaten zu ziehen. Vor allem Direktbanken gehen diesen Schritt, denn sie haben kaum eigene Automaten und müssen jedes Mal, wenn ihre Kunden den Service der Konkurrenz nutzen, Gebühren zahlen.
Bei der ING-Diba, Europas größter Direktbank mit mehr als neun Millionen Kunden, gilt die 50-Euro-Mindestabhebung ab dem 1. Juli. Die Commerzbank-Tochter Comdirect und die Deutsche Kreditbank (DKB) handhaben das schon seit geraumer Zeit so.
Wer flexibel sein will, zahlt Gebühren
„Für jede Geldabhebung fallen Kosten bei uns an“, begründet ein Sprecher der ING-Diba den Schritt. Das seien im Schnitt etwa 1,60 Euro, wenn Kunden mit Visa-Karte am Automaten Geld ziehen. „Die anfallenden Kosten sind unabhängig von der Höhe des abgehobenen Betrags. Viele Abhebungen mit kleinen Beträgen kommen daher für uns besonders stark zum Tragen.“ Manche Kunden holten sich pro Tag mehrmals zehn oder 20 Euro ab.
Wer künftig weiterhin die Möglichkeit haben will, weniger als 50 Euro am Automaten abzuheben, zahlt dafür beispielsweise bei der ING-Diba zehn Euro pro Monat.
Stephanie Heise, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale NRW, sieht die Mindestbeträge an Geldautomaten kritisch. „Es gibt Bevölkerungsgruppen, für die das schwierig ist.“ Vor allem junge Leute und Menschen in finanziellen Schwierigkeiten könnten nicht immer direkt 50 Euro abheben. Heise schlägt den Banken vor, anstatt der Geldsumme besser die Zahl der Abhebungen zu begrenzen. So könnten sie auch die entstehenden Kosten senken.
Kein Mindestbetrag bei Sparkasse und Volksbank
Sparkassen- und Volksbank-Kunden am Niederrhein haben indes keine Einschränkungen zu befürchten. „Einen Mindestbetrag geben wir nicht vor“, sagt Jörg Zimmer, Sprecher der Sparkasse am Niederrhein. Das werde auch so bleiben, allerdings mit einer Einschränkung: „Technisch bedingt sind Zehn-Euro-Scheine die kleinsten verfügbaren Scheine an unseren Automaten.“
Auch bei der Volksbank Niederrhein sind Mindestbeträge nicht angedacht. „Es gibt Institute, die versuchen, fehlende Erträge dadurch zu decken, dass sie an der Gebührenschraube drehen“, sagt Sprecher Kurt Kröll. Darauf sei die Volksbank „nicht angewiesen“. Ohnehin ist er sich sicher: „Man kann die Gebührenschrauben nicht bis ins Unendliche drehen.“ (red/dpa)
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Laut einer Umfrage der Nürnberger GfK im Auftrag des Bankenverbandes BdB heben gerade einmal vier Prozent der Deutschen Bargeld an der Supermarktkasse ab. 88 Prozent gehen in der Regel an den Geldautomaten.