Der Gartenzwerg gehört zu Deutschland. Auch Altkanzler Helmut Kohl besaß so einen Gesellen, der mit Schubkarre einst im Oggersheimer Garten stand, im Schatten einer Putte, auf der Nase ein Brillengestell aus der Spahn-Klasse, womöglich zur Schneckenabwehr. Zum 60. Geburtstag hatten Kohls Saunafreunde die Figur überreicht, offenbar eine Sonderanfertigung, die sich nun als Giftzwerg erweist.

Der Gartenzwerg gehört zu Deutschland. Auch Altkanzler Helmut Kohl besaß so einen Gesellen, der mit Schubkarre einst im Oggersheimer Garten stand, im Schatten einer Putte, auf der Nase ein Brillengestell aus der Spahn-Klasse, womöglich zur Schneckenabwehr. Zum 60. Geburtstag hatten Kohls Saunafreunde die Figur überreicht, offenbar eine Sonderanfertigung, die sich nun als Giftzwerg erweist.

Kanzlerfotograf Konrad R. Müller hatte den tönernen Kameraden vor mehr als 20 Jahren im Kohlschen Garten fotografiert. Als der Lichtbildner im Jahre 2010 letztmalig bei Kohls zu Besuch war, fiel ihm auf, dass der Gartenzwerg fehlte. Es habe nie eine solche Figur gegeben, erklärte Maike Kohl-Richter zunächst. Wenig später fahndete Kohls Büro gleichwohl bei Eckhard („Ecki“) Seeber, Kohls langjährigem Fahrer, der angab, nichts vom Verbleib zu wissen, sich aber des Zwergen­klaus verdächtigt fühlte. Er war zwei Jahre zuvor als Chauffeur recht empathiefrei verabschiedet worden. Wollte Seeber historisches Material sichern? Oder hatte ein Ast im Herbststurm die Figur geköpft?

Die Suche nach dem Symbol deutscher Leitkultur blieb erfolglos, doch der Zwergen-Skandal schwelte weiter. Fotograf Müller, der die Story in seinem neuen Buch zwischen Kohl-Bildern, Anekdoten und einem bemerkenswert klugen Gespräch mit dem früheren „Spiegel“-Reporter Hartmut Palmer erzählt, bekam noch vor Veröffentlichung einen Anruf von Heribert Schwan, auch so ein Hüter des Kohl-Erbes. Der Journalist hatte für ein Kohl-Buch Tonbandaufnahmen benutzt, die nicht freigegeben waren. Helmut Kohl bekam daraufhin eine Million Euro Entschädigung zugesprochen. Kurz darauf verstarb der Altkanzler; ein Gericht entschied, dass die Witwe Kohls keinen Anspruch auf das Geld habe. Müller habe im Buch den armen Seeber des Zwergenklaus bezichtigt und zum Kriminellen gemacht, soll Schwan gepoltert haben. Müller sah sich missverstanden, schließlich hatte er das ganze Buch „Ecki und seiner Frau“ gewidmet.

Und der Zwerg? Fehlt immer noch. Der Thriller geht weiter.