Singapur. . Nach jahrzehntelanger Feindschaft wollen die USA und Nordkorea einen historischen Neuanfang machen. Die unmittelbare Gefahr eines Krieges scheint damit gebannt.

. Nach jahrzehntelanger Feindschaft wollen die USA und Nordkorea einen historischen Neuanfang machen. Die unmittelbare Gefahr eines Krieges scheint damit gebannt.

Auf ihrem Gipfel in Singapur unterzeichneten US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un eine grundsätzliche Vereinbarung mit dem Ziel, den Streit um das nordkoreanische Atomprogramm beizulegen. Die internationalen Reaktionen waren überwiegend positiv.

Entscheidende Streitpunkte bleiben allerdings ungelöst. Ein Fahrplan mit Terminen fehlt in dem Papier ebenso wie konkrete Abrüstungsschritte. Dafür sollen nun „baldmöglichst“ Verhandlungen aufgenommen werden. Nordkorea verfügt nach eigenen Angaben über Atomraketen, die bis in die USA und nach Europa fliegen könnten.

Nach dem Gipfel auf der Insel Sentosa, der mit einem historischen 13-Sekunden-Handschlag begonnen hatte, feierte Trump seinen ersten außenpolitischen Erfolg. Allerdings musste er dafür seine Forderungen nach schnellen und überprüfbaren Abrüstungsschritten zurückstellen. „Es gab nicht genug Zeit.“ Nach dem Eklat auf dem G7-Gipfel der sieben Industrienationen in Kanada stand der US-Präsident unter erheblichem Druck.

Obwohl die Sanktionen gegen sein wirtschaftlich sehr gebeuteltes Land nicht aufgehoben werden, zeigte sich auch Nordkoreas Machthaber zufrieden. Kim versprach, ein neues Kapitel in den Beziehungen zu den USA aufzuschlagen. Für ihn bedeutete der Gipfel eine enorme Aufwertung. International ist das kommunistische Land bislang weitgehend isoliert.

Ende der Manöver

In einer Konzession an Nordkorea stellte Trump überraschend ein Ende der Manöver mit dem Verbündeten Südkorea in Aussicht. Er ließ aber offen, ab wann. „Diese Kriegsspiele sind sehr teuer“, sagte Trump. Südkorea leiste seinen Beitrag, „aber nicht 100 Prozent“. Die USA haben dort 28 500 Soldaten stationiert und hätten im Kriegsfall das Kommando über die südkoreanischen Truppen.

In der gemeinsamen Vereinbarung erklärt Kim sein „festes und unerschütterliches Bekenntnis“ zu „umfassender“ atomarer Abrüstung. Trump stellte ihm Sicherheitsgarantien in Aussicht. Beide Länder wollen ihre Beziehungen auf eine neue Grundlage stellen. Auch wollen Trump und Kim auf eine „robuste“ Friedenslösung hinarbeiten. Allerdings fehlt der Hinweis auf einen Friedensvertrag, der das Waffenstillstandsabkommen nach dem Ende des Koreakrieges 1953 ablösen kann. Beide Seiten sind formell noch immer im Kriegszustand. Trump sagte weiter: „Die Vergangenheit muss nicht die Zukunft definieren. Gegner können zu Freunden werden.“ Nordkoreas Machthaber meinte ebenfalls: „Wir haben beschlossen, die Vergangenheit hinter uns zu lassen. Die Welt wird einen großen Wandel erleben.“

Menschenrechtsfragen angesprochen

Die Gipfelergebnisse stießen weltweit auf überwiegend positive Reaktionen. Südkoreas Präsident Moon Jae In sah „mutige Entscheidungen“. Er sagte aber auch: „Das ist nur ein Anfang. Es werden wohl zahlreiche Schwierigkeiten vor uns liegen.“ China sprach von „wichtigen Fortschritten“. Russland schlug vor, die Korea-Gespräche wieder aufzunehmen.

Bis vor wenigen Monaten hatten Kim und Trump noch heftige Beschimpfungen ausgetauscht, bis hin zur Drohung mit dem Einsatz von Atomwaffen. Nun sagte Trump über Kim: „Ich habe gelernt, dass er ein sehr talentierter Mann ist. Und dass er sein Land sehr liebt.“ Kim sagte: „Alte Praktiken und Vorurteile haben gegen uns gearbeitet. Aber wir haben sie alle überwunden.“

Auch Menschenrechtsfragen seien behandelt worden, so Trump. Allerdings im Vergleich zur atomaren Abrüstung nur „verhältnismäßig kurz“. Trump will Kim zum „angemessenen Zeitpunkt“ ins Weiße Haus einladen.