Bielefeld. Die Partei feiert ihren Ministerpräsidenten: Armin Laschet fährt beim Parteitag in Bielefeld ein Rekordergebnis ein.
So viel Selbstzufriedenheit und Harmonie wirken bei der über Jahrzehnte zerstrittenen NRW-CDU fast unheimlich. Mit einem persönlichen Rekordergebnis von 96,3 Prozent ist Armin Laschet beim Parteitag in Bielefeld als Landesvorsitzender im Amt bestätigt worden. Aus dem Verlegenheitskandidaten von 2012 ist ein Ministerpräsident in der CDU-Ahnenreihe Arnold, Meyers und Rüttgers geworden. Aus den lange beklagten Schwächen des 57-jährigen Aacheners wurden freundlich beklatschte Marotten. Nichts ist eben so erfolgreich wie der Erfolg.
Laschet hält in Bielefeld eine seiner typischen Reden. Er spricht frei, oft anekdotisch im Plauderton und liefert den 670 Delegierten, was sie im Moment am liebsten hören: die Geschichte von einer NRW-CDU, die nach dem „Totalschaden“ vor sechs Jahren zum „Garanten für Stabilität“ aufstieg und nun das von Rot-Grün abgewirtschaftete Schlusslicht-Land NRW wieder aufbaut.
Laschets Hang zur Ironie
Nach elf Monaten Regierungszeit kann Laschet dabei ja tatsächlich auf allerhand Erfolge verweisen. Mehr Polizisten und „klare Kante gegen die, die Regeln brechen“. Weniger bürokratische Fesseln für die Wirtschaft. Abwicklung des Turbo-Abiturs, Pionier bei der Landarzt-Quote, Rückkehr zur Hochschulautonomie, null Neuverschuldung. Und beim Verkehr, na ja: „Zaubern können wir auch nicht.“
Immer wieder blitzt Laschets Hang zur Ironie auf, der von seiner Partei inzwischen gemocht wird. Etwa als er Heimatministerin Ina Scharrenbach dafür rühmt, furchtbar anstrengend zu sein, „weil sie auch die 15. Seite jeder Vorlage auswendig kennt“. Oder wenn er die bedeutende vorherige Tätigkeit seiner gerade berufenen Umweltministerin Ursula Heinen-Esser „in der Endlager-Suchkommission – oder so ähnlich“ hervorhebt. Nach 63 Minuten Redezeit sagt er: „Ich könnte Euch noch stundenlang weitererzählen, wie toll die Landesregierung ist.“
Der längste Zwischenapplaus brandet jedoch auf, als Laschet zu den „traurigen Momenten“ kommt – dem Rücktritt von Landwirtschaftsministerin Christina Schulze Föcking. „Was sie an Druck und Drohungen ausgehalten hat, kann man sich nicht vorstellen“, sagt er. Kein Wort zu Fehlern und ihrer Überforderung im Amt. Auch die Kommunikationspannen seiner Staatskanzlei in der „Hacker-Affäre“ um einen vermeintlichen Cyber-Angriff auf Schulze Föckings Privathaus blendet Laschet aus. Den nahenden Untersuchungsausschuss? „Halte ich aus“. Der in Umfragen trudelnden NRW-SPD gibt er gönnerhaft „meinen Tipp“, sich auf Sacharbeit statt auf „persönliche Attacken und Klamauk“ zu besinnen.