Düsseldorf. . Ursula Heinen-Esser soll Ruhe ins Umwelt- und Landwirtschaftsressort bringen. Die Kölnerin will Naturschützer und Bauern versöhnen.
Nein, so auffällig pressescheu wie ihre Vorgängerin ist die „Neue“ nicht: Fröhlich, lächelnd und ein bisschen aufgeregt tritt Ursula Heinen-Esser (52, CDU) am Donnerstag in der Staatskanzlei vor die Presse. „Guten Tag“, sagt die Rheinländerin. Und dass es ihr „eine ganz besonders große Ehre“ sei, Umweltministerin in Nordrhein-Westfalen zu werden. Was Heinen-Esser bei dieser Gelegenheit nicht sagt: Sie übernimmt den derzeit wohl schwierigsten Job im Kabinett. Das Ministerium, das sie führen soll, ist nach einem Jahr der Wirren und Pannen an der Spitze extrem verunsichert. Ihr Auftrag Nummer 1 ist also: Ruhe ins Haus bringen, positive Signale senden.
Vor neun Tagen hatte Christina Schulze Föcking nach einem für sie pannenreichen Jahr den Rücktritt als Agrarministerin erklärt. Seitdem wurde in Düsseldorf über die Nachfolge spekuliert. Dass es eine Frau sein sollte, war klar. Männer sind im Landeskabinett so stark vertreten, dass eine Reduzierung von vier auf drei Ministerinnen nicht vermittelbar gewesen wäre. Heinen-Esser könnte zu Gute kommen, dass sie in vielerlei Hinsicht anders ist als ihre Vorgängerin im Ministeramt. Der Westfälin aus dem ländlichen Raum folgt eine Rheinländerin aus der Großstadt Köln. Im Verdacht, Lobbyistin für konventionelle Landwirte zu sein, steht die Neue nicht. „Nein, es gibt keinen landwirtschaftlichen Betrieb im engeren Familienkreis“, betont sie auf Nachfrage. Und erzählt die Geschichte mit Humor weiter: „Meine Vorvorvorfahren hatten einen Bauernhof in Köln. Das war aber lange vor dem Zweiten Weltkrieg.“ Die Journalisten reagieren erheitert. Es gehört in NRW jetzt offenbar zu den Grundanforderungen an eine Landwirtschaftsministerin, privat möglichst gar nichts mit Landwirtschaft zu tun zu haben.
Die wichtigste Anforderungen an die neue Umweltministerin ist nach den Erfahrungen der vergangenen Monate aber, durch und durch „ministrabel“ zu sein. 2012 war sie offenbar schon für ein Ministeramt am Rhein im Gespräch: CDU-Spitzenkandidat Norbert Röttgen hatte Heinen-Esser im „Schattenkabinett“ platziert, hieß es. Die Landtagswahl ging für die CDU verloren, der Posten damit auch. Dass die heute 52-Jährige als „ministrabel“ gilt, erklärt sich aus ihrer politischen Vita: CDU-Bundestagsabgeordnete von 1998 bis 2013, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium und später im Bundesumweltministerium, Aufsichtsratschefin der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit, Vorsitzende der Bundesgesellschaft für Endlagerung. Erst vor Kurzem wurde gemeldet, dass Ursula Heinen-Esser als dritte Vorsitzende die Interessen NRWs in der deutschen Kohle-Kommission vertreten sollte. Dann aber überstürzten sich die Ereignisse in Düsseldorf, das Umweltministerium wurde führungslos.
Respekt vor dem Amt, keine Angst
Respekt hat die verheiratete Mutter einer Tochter vor der neuen Aufgabe, Angst aber nicht. „Ich habe ja schon vier sehr spannende, interessante Minister gehabt und habe da auch einiges gelernt an Personalführung und Führung eines solchen Ressorts“, sagte sie. Wer, wie Heinen-Esser, schon echte Schicksalsschläge erlebt hat, dürfte sich nicht mit zu viel Manschetten ins Ministeramt begeben. Vor ein paar Jahren überstand die Kölnerin eine schwere Brustkrebs-Erkrankung, durchlitt Chemotherapie und Bestrahlungen. Gestern wurde kolportiert, dass Heinen-Esser 2009 an Bord eines Flugzeugs gewesen sein soll, das in Stuttgart eine Bruchlandung hinlegte.
Als Armin Laschet sie fragte, ob sie es sich vorstellen könnte, NRW-Umweltministerin zu werden, ließ sie sich nicht lange bitten: „Es gibt Ämter, für die erbittet man sich keine Bedenkzeit.“