Düsseldorf. . Nur jeder zweite Teilnehmer eines Integrationskurses schafft den Abschluss. Die Awo wertet das als Erfolg - angesichts schwieriger Umstände.

Die Arbeiterwohlfahrt in NRW (Awo) wehrt sich gegen Kritik an der Qualität von Integrationskursen. Diese Ausbildungsgänge seien „besser als ihr Ruf“, schreibt AWO-Landesvorsitzender Uwe Hildebrandt in einem offenen Brief an die Chefin des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf), Jutta Cordt. Die Behördenleiterin müsse der „meinungsmachenden Berichterstattung“ über die Kurse entgegentreten.

Ende April war bekannt geworden, dass in Deutschland etwa die Hälfte aller Zuwanderer die Sprachprüfung am Ende dieser Kurse nicht besteht und damit das Kursziel – Level B1 – nicht erreicht. Dieses Sprachniveau soll ausreichen, um in Deutschland im Alltag schriftlich und mündlich klarzukommen. Die alarmierenden Informationen zu nicht bestandenen Sprachtests stammten vom Bamf.

Die Hälfte der Teilnehmer besteht den Kurs nicht

Jutta Cordt, Leiterin des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf).
Jutta Cordt, Leiterin des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf). © Inga Kjer/photothek.net

„Diese Zahlen decken sich durchaus mit unseren Erfahrungen“, schreibt Hildebrandt. Er wertet aber die Quote von 50 Prozent bestandenen Prüfungen als Erfolg, angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen, in denen Integrationskurse angeboten würden. Klassische Kurse mit 600 Stunden sind nach Einschätzung der Awo für einige Teilnehmer zu kurz. Mit so genannten „Elternkursen“, die 900 statt 600 Stunden dauern, würden hingegen „gute Erfolge“ erzielt.

Ein weiteres Problem senke die Erfolgsaussichten der Teilnehmer: Weil in kurzer Zeit sehr viele Menschen zuwanderten, „ließen sich in der Vergangenheit Klassen mit Maximalbelegung nicht vermeiden“, so Hildebrandt. In manchen Gruppen hätten bis zu 25 Schüler gesessen. Die Anmeldezahlen gingen aber zuletzt wieder zurück.

Kritik: Es fehlt Betreuungspersonal

Von optimalen Rahmenbedingungen seien auch die speziellen „Integrationskurse mit Alphabetisierung“ weit entfernt. Hier treffen viele lernschwache Teilnehmer zusammen, die „eigentlich eine therapeutische Unterstützung beim Deutschlernen benötigen“, erklärt der Wohlfahrtsverband. Diese besonderen Schwierigkeiten und der Mangel an qualifiziertem Betreuungspersonal würden bei den Integrationskursen „völlig außer Acht gelassen“.