Berlin. . Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Claudia Roth, hat die Fußballnationalspieler Ilkay Gündogan und Mesut Özil gegen Kritik an ihrem Auftritt mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan verteidigt.
Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Claudia Roth, hat die Fußballnationalspieler Ilkay Gündogan und Mesut Özil gegen Kritik an ihrem Auftritt mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan verteidigt.
„So falsch ich die Fotos finde: Wir sollten nicht höhere Ansprüche an zwei Fußballer stellen als an unsere Regierung“, sagte die Grünen-Politikerin dieser Redaktion. Die Bundesregierung liefere weiter Rüstungsgüter an Ankara, obwohl die türkische Armee die syrische Stadt Afrin völkerrechtswidrig belagere. Und wenn die CSU den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban hofiere oder Ex-Kanzler Gerhard Schröder zum besten Freund von Russlands Präsident Wladimir Putin aufsteige, „hat das gravierendere Folgen als eine unbeholfene Trikotübergabe“. Die Kritik an den beiden Nationalspielern „klingt dann doch stark nach doppelten Standards“.
Özil und Gündogan hatten sich in einem Londoner Hotel mit Erdogan gezeigt und ihm Trikots ihrer Vereinsmannschaften überreicht. Gündogan, der neben der deutschen auch die türkische Staatsbürgerschaft besitzt, hatte sein Trikot mit der Widmung versehen: „Mit Respekt für meinen Präsidenten“. Die von Erdogans Partei AKP veröffentlichten Bilder lösten harsche Kritik aus, da die Spieler mit dem Auftritt Wahlkampfhilfe für den umstrittenen Politiker geleistet hätten. In der Türkei gibt es am 24. Juni Parlamentswahlen. Wie die „Welt“ berichtete, lehnte ein anderer Nationalspieler mit türkischen Wurzeln, Emre Can, ein Treffen mit Erdogan ab.
Regierungssprecher Steffen Seibert kritisierte das Treffen, indem er sagte, man habe die Spieler in einer Situation gesehen, „die Fragen aufwarf und die auch zu Missverständnissen einlud“. Der Parlamentarische Staatssekretär im für Sport zuständigen Bundesinnenministerium, Stephan Mayer (CSU), sagte dieser Redaktion, die Spieler der Nationalmannschaft hätten „politisch gehandelt und damit sich selbst und unserem Land einen Bärendienst erwiesen“. Von deutschen Staatsbürgern, die das Trikot der Nationalmannschaft tragen, könne man „Identifikation und ungeteilte Loyalität mit unserem Land“ erwarten, so Mayer. Sie seien Vorbilder.