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s liegt schon lange etwas in der Luft. In Syrien sind die Spannungen zwischen Israel und dem Iran so hoch wie nie. Es ist eine fatale Automatik aus Provokation, Angriff und Gegenangriff, die zum Krieg führen könnte. Iranische Kräfte haben jetzt zum ersten Mal israelische Ziele auf den Golanhöhen angegriffen. Die Regierung in Jerusalem reagiert mit massiven Vergeltungsaktionen. Ajatollahs in Teheran drohen daraufhin mit der Zerstörung Israels.
Beim internationalen Atomabkommen scheint der Iran zwar alle Bedingungen erfüllt zu haben. Doch im Nahen Osten spielt das Mullah-Regime zunehmend die Rolle eines hoch destruktiven Unruhestifters. Seit Jahren Jahre ist Teheran aktive Kriegspartei im syrischen Schlamassel. Revolutionsgardisten, schiitische Milizen und Hisbollah-Einheiten kämpfen an der Seite des syrischen Machthabers Baschar al-Assad. Sie bauen ihre militärischen Basen aus. Und sie provozieren Israel nicht nur mit Worten, sondern auch mit Drohnen- und Raketen-Attacken.
Im aufgeheizten Nahen Osten kommt es nun nicht auf Krisenverschärfung, sondern auf Deeskalation an. Es schlägt die Stunde der EU, die sich in Sonntagsraden gern als wichtige politische Kraft darstellt, bislang allerdings außer Appellen wenig bewirkt hat. Dennoch müssten die Europäer als ehrliche Makler in den Konflikt einsteigen. Diplomatie ist mühsam, langwierig und oft frustrierend. Doch inmitten von außer Rand und Band geratenen Kriegsparteien muss einer dies tun. Die größten Hebel hätte allerdings Russlands Präsident Wladimir Putin. Er verfügt über gute Drähte zum Iran, zu Syrien und Israel. Er könnte Druck aufbauen und Teheran dazu bewegen, die Revolutionsgardisten und schiitischen Milizen aus Syrien abzuziehen. Das wäre jein Stück konstruktiver Staatskunst, die Putin bislang jedoch nicht gezeigt hat.