Mülheim. . Ein Jahr ist es bald her, dass Hannelore Kraft (Foto: Kitschenberg) ihr Amt verlor. Sieben Jahre regierte die Mülheimerin als Ministerpräsidentin NRW, galt zwischenzeitlich als mögliche Kanzlerkandidatin der SPD – heute ist sie einfache Abgeordnete im Landtag, konzentriert sich stärker aufs Private. Erstmals spricht sie öffentlich über diese neue Lebensphase.

Ein Jahr ist es bald her, dass Hannelore Kraft (Foto: Kitschenberg) ihr Amt verlor. Sieben Jahre regierte die Mülheimerin als Ministerpräsidentin NRW, galt zwischenzeitlich als mögliche Kanzlerkandidatin der SPD – heute ist sie einfache Abgeordnete im Landtag, konzentriert sich stärker aufs Private. Erstmals spricht sie öffentlich über diese neue Lebensphase.

Im Rückblick gibt es kein kritisches, kein böses Wort von ihr. Loyalität gegenüber denen, die am Ruder sind, ist ihr wichtig. Berliner Vorgänge, die Koalitionsverhandlungen, den Absturz von Senkrechtstarter Martin Schulz – all das kommentiert sie nicht. Ratschläge aus der Ferne an die, die das Sagen haben, habe sie noch nie gut gefunden.

„Mir war immer bewusst, dass in einer Demokratie ein Amt auf Zeit vergeben wird“, sagt Kraft. Daher habe sie ihre Abwahl am 14. Mai 2017 nicht aus der Bahn geworfen – nicht nach 18 Jahren als Abgeordnete, als Ministerin, als Oppositionsführerin, als Ministerpräsidentin, die mit so dramatischen Ereignissen wie dem Germanwings-Absturz oder der Loveparade-Katastrophe konfrontiert wurde.

„Mir geht es gut“, sagt Hannelore Kraft, zeigt auf einem iPad ihren jungen Labrador und erzählt, dass sie nun Zeit habe, öfter mit dem Hund spazieren zu gehen, dass sie Ecken in Mülheim entdecke, die sie vorher noch nicht kannte, dass sie sich nun daran erfreuen könne, wie der Ginster in ihrem Garten im Stadtteil Dümpten blüht. „Es ist ein anderes Leben geworden, ohne stets im Fokus zu stehen“, sagt sie.

Gut, sie könne nun nicht mehr so gestalten wie früher. Aber sie habe genug Arbeit. In ihrem Wahlkreis sei sie mit den Mülheimer Ortsvereinen der SPD in Stadtteilen unterwegs, sei beratendes Mitglied im Unterbezirk, wirke im Landtag im Parlament und in der Fraktion mit, wenn auch nicht mehr in der ersten Reihe.

Immer noch werde sie von vielen Leuten angeschrieben – mit Sorgen und Nöten ganz individueller Art. Wo immer sie könne, helfe sie gerne. So sieht sie auch ihren Einsatz in der Loveparade-Stiftung. Es sei ihr stets darum gegangen, Probleme im Land und in den Kommunen zu lösen. Ihr Projekt, „Kein Kind zurücklassen“, sieht sie auf einem guten Weg – auch unter der neuen Landesregierung. Man brauche einen langen Atem – wie bei der Integration.