Berlin. . Es ist ein besonderer Empfang in der Residenz des US-Botschafters im Berliner Stadtteil Dahlem. Richard Grenell trägt Jeans und Freizeithemd, die Reporter begrüßt er an der Seite seines Lebenspartners Matt Lashey.
Es ist ein besonderer Empfang in der Residenz des US-Botschafters im Berliner Stadtteil Dahlem. Richard Grenell trägt Jeans und Freizeithemd, die Reporter begrüßt er an der Seite seines Lebenspartners Matt Lashey.
Herr Botschafter, Sie waren erst wenige Stunden im Amt, als Sie auf Twitter einen Appell absetzten: Deutsche Unternehmen sollten ihre Geschäfte im Iran „sofort herunterfahren“. Ist das der neue Stil der US-Botschaft in Berlin?
Richard Grenell: Wir alle wissen: Der Iran ist eine Bedrohung. Darin sind sich die Vereinigten Staaten mit den Europäern einig, das zeigt auch das gemeinsame Statement von Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Die Mullahs sind der größte staatliche Sponsor von Terrorismus auf der ganzen Welt.
Es ist eine Frage des Stils, wie und wo man das deutlich macht.
Nun, ich habe einen anderen Stil. Da will ich ganz ehrlich sein. Die Diplomatie, die im Gruppendenken verhaftet ist, hat großen Schaden angerichtet: Nordkorea ist auf dem Weg zur Atommacht – und in Syrien findet seit Jahren ein Völkermord statt. Ich bin gegen Gruppendenken in der Diplomatie. Wenn man Krieg vermeiden will, verfügt man besser über Diplomaten, die bereit sind, hart zu sein. Das ist meine Aufgabe. Ich möchte nicht scheitern. Diplomat zu sein, bedeutet für mich, Klartext zu sprechen – gerade gegenüber Freunden ...
... die Ihren Umgang mit dem Iran für falsch halten.
Amerika und Europa sind sich darin einig, dass der Iran ein Problem darstellt. Und das Atomabkommen ist ein schwaches Dokument. Es ist viel zu schwach. Selbst wenn der Iran sich Wort für Wort an das Abkommen hält, kann er immer noch Atomwaffen entwickeln.
Was genau erwarten Sie von Deutschland?
Die Amerikaner sind der festen Überzeugung: Sanktionen funktionieren, wenn die internationale Gemeinschaft vereint ist. Das hat sich jetzt auch in Nordkorea gezeigt. Wir versuchen, die Iraner zurück an den Verhandlungstisch zu bringen. Alle anderen Staaten müssen jetzt für sich entscheiden, ob sie Sanktionen für wirksam halten oder nicht. Wir erwarten von unseren Freunden und Verbündeten, dass sie uns dabei helfen, den Iran zurück an den Verhandlungstisch zu bringen.
Kaum hatte US-Präsident Donald Trump das Iran-Abkommen aufgekündigt, drohte Teheran damit, die Uran-Anreicherung wieder aufzunehmen ...
Glauben Sie im Ernst, dass die Mullahs in den vergangenen Jahren kein Uran angereichert haben? Die Unterzeichnung des Atomabkommens hat die Welt gefährlicher gemacht – nicht die Aufkündigung. Überprüfen Sie Ihre Fakten!
Welche Beweise haben Sie dafür?
Wir haben Beweise. Und wir zeigen sie regelmäßig unseren Partnern.
Wie müsste ein Abkommen mit dem Iran aussehen, damit die USA zustimmen?
Es muss ein Abkommen sein, das den Iran daran hindert, Atomwaffen zu bekommen.
Wollen Sie ein neues Abkommen – oder vielmehr einen Regimewechsel im Iran?
Im Augenblick wollen wir, dass die Iraner an den Verhandlungstisch zurückkehren.
Wie groß ist eigentlich Ihr Einfluss auf Trump?
Jeder, der einmal mit Donald Trump gearbeitet hat, weiß natürlich: Er trifft die Entscheidungen selbst. Daher überlasse ich ihm auch die Beantwortung dieser Frage. Ich habe früh erkannt, dass Donald Trump bei der Wahl einen großen Sieg einfahren wird. Als schwuler Konservativer habe ich lange auf einen solchen Präsidenten gewartet. Er ist der erste Präsident der Vereinigten Staaten, der die Heirat von Homosexuellen befürwortet hat, als er ins Amt gekommen ist. Donald Trump ist einfach anders.
Sein neuer Ansatz hat die Beziehungen zwischen Deutschland und Amerika an einen Tiefpunkt geführt ...
Schauen Sie: Ich habe an den Treffen von Präsidenten Trump und Angela Merkel teilgenommen. Die Chemie zwischen den beiden ist großartig. Angela Merkel hat einen tollen Humor und kann gut mit dem Präsidenten scherzen. Donald Trump hat die Kanzlerin persönlich durch den Teil des Weißen Hauses geführt, in dem er tatsächlich lebt. Angela Merkel hat sogar das Wohnzimmer und das Schlafzimmer des Präsidenten gesehen. Das war sehr persönlich. So etwas hat ihr kein Präsident vorher gezeigt. Donald Trump und Angela Merkel haben eine sehr herzliche Beziehung.
Trotzdem droht Trump den Deutschen mit Strafzöllen. Geht man so mit Verbündeten um?
Der Präsident sagt: Wir wollen freien und fairen Handel. Solange andere mit Zöllen arbeiten, tun wir das auch. Die Deutschen machen beim Handel einen phänomenalen Job. Und Donald Trump tut alles, um mehr für sein Land und seine Arbeiter herauszuholen. Wir wollen nur ein ebenes Spielfeld haben.
Sie steuern auf einen Handelskrieg zu.
Es wird keinen Handelskrieg geben. Diese Vorstellung ist falsch. Wir sprechen mit unseren Freunden, um ein Problem zu lösen. Wir haben einen gesunden Respekt vor der deutschen Autoindustrie. Ich habe mein ganzes Leben einen BMW gefahren. Das sind bewundernswerte Autos – und sie werden auch in South Carolina produziert. Wir verstehen, dass unsere Ökonomien eng miteinander verflochten sind.
Die USA haben eine Frist bis zum 1. Juni gesetzt. Was muss bis dahin passieren?
Wir hatten schon eine Deadline, und wir wurden gebeten, sie noch einmal zu verlängern. Die Europäer wollen einen Plan vorstellen. Wir warten.