Wer je am Ziel des europäischen Mitein-anders zweifelte, muss sich den brillanten Roman „Tyll“ von Daniel Kehlmann gönnen, der mit furchtbar leichter Hand die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges schildert, der vor 400 Jahren begann. Treffen die neuesten Erkenntnisse der Epigenetik zu, dass sich schwere Traumata in unserer DNA abbilden und über Generationen weitergegeben werden, dann trägt jeder von uns einen Schreckensrest in sich.

Wer je am Ziel des europäischen Mitein-anders zweifelte, muss sich den brillanten Roman „Tyll“ von Daniel Kehlmann gönnen, der mit furchtbar leichter Hand die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges schildert, der vor 400 Jahren begann. Treffen die neuesten Erkenntnisse der Epigenetik zu, dass sich schwere Traumata in unserer DNA abbilden und über Generationen weitergegeben werden, dann trägt jeder von uns einen Schreckensrest in sich.

Auch damals ging es um Wölfe, die allerdings flohen, weil es nichts zu fressen gab. Ganze Landstriche waren verwüstet von Hunger und Pest und marodierenden Söldnerbanden. Der Dreißigjährige Krieg endete mit dem Erschöpfungsfrieden von Münster und Osnabrück; alle Seiten waren derart kriegsmüde, dass sie Kompromissen zustimmten, deren wichtigster lautete: Es gibt Regeln, an die sich alle halten.

Womit wir beim Europa von heute wären. Zwölf Milliarden Euro zusätzlich fordert EU-Kommissar Oettinger von Deutschland; ein vergleichsweise günstiger Beitrag zur Friedenssicherung. Aber was ist mit den Regeln? Auf 13 Milliarden Euro beläuft sich die Steuerschuld des märchenhaft reichen US-Konzerns Apple beim Staate Irland, der allerdings auf eine Rückzahlung verzichtet.

Ähnlich großzügig operieren Liechtenstein und Luxemburg. 50 bis 70 Milliarden Euro beträgt die EU-weite Steuervermeidung jährlich. In Malta kann man einen EU-Pass kaufen für 650 000 Euro, was der Briefkasteninsel Hunderte von Millionen einbringt. Geld ist offenbar genug da. Nur: wofür? Warum den von Palästinenserpräsident Abbas proklamierten Antisemitismus mit Fördermillionen stützen, während deutsche Politiker etwas hilflos Zeichen setzen gegen die täglichen Übergriffe?

Wieso Überweisungen nach Polen, wo die Unabhängigkeit der Justiz geschliffen wird, oder nach Ungarn, wo die Presse alles andere als frei gehalten wird? Nur wenn Recht und Regeln und deren Einhaltung gemeinsames Ziel sind, dann wird aus Europa ein Zukunftsmodell, für das jeder gern seinen Beitrag leistet.