Wiesbaden. Wochenlang gingen sie sich aus dem Weg. Wenige Stunden vor Beginn des SPD-Parteitages schüttelten sich nun Andrea Nahles und Simone Lange am Samstag in Wiesbaden die Hände. In der Vorstandssitzung plauderten sie kurz, dann setzten sie sich auf ihre Plätze. Eine der beiden Frauen wird am Sonntagnachmittag erste Vorsitzende in der 155-jährigen Parteigeschichte werden – so gut wie sicher wird es Nahles sein, die bereits die Bundestagsfraktion führt.

Wochenlang gingen sie sich aus dem Weg. Wenige Stunden vor Beginn des SPD-Parteitages schüttelten sich nun Andrea Nahles und Simone Lange am Samstag in Wiesbaden die Hände. In der Vorstandssitzung plauderten sie kurz, dann setzten sie sich auf ihre Plätze. Eine der beiden Frauen wird am Sonntagnachmittag erste Vorsitzende in der 155-jährigen Parteigeschichte werden – so gut wie sicher wird es Nahles sein, die bereits die Bundestagsfraktion führt.

Ihrer Herausforderin Lange, die in Flensburg Oberbürgermeisterin ist, wird aber zugetraut, um die 20 Prozent der Stimmen zu bekommen. Lange hat sich geschickt als Gesicht jener SPD-Mitglieder inszeniert, die sich von „denen da oben“ in der Berliner Parteiführung vernachlässigt fühlen. Nahles will gemeinsam mit Vizekanzler und Finanzminister Olaf Scholz die bei der Wahl im September auf 20,5 Prozent abgestürzte SPD erneuern. Mit dieser Ankündigung hat sie Riesen-Erwartungen nicht nur in der eigenen Partei geweckt.

Grünen-Chef Robert Habeck betonte im Deutschlandfunk, „dass Deutschland eine starke Sozialdemokratie braucht. Auch der FDP-Vorsitzende Christian Lindner zeigte sich in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ überzeugt, „dass unser Land eine starke Sozialdemokratie braucht“. Lindner bedauerte aber: „Leider hat die SPD das Trauma Agenda 2010 nicht überwunden. Arbeitgeberverbände (BDA) forderte die Sozialdemokraten dazu auf, einen Kurs der Mitte einzuschlagen.

„Der Parteitag der SPD wird der Schlussstein sein an einem Gebäude, das mit vielen Entscheidungen der Sozialdemokratischen Partei und ihrer Mitglieder gebaut worden ist“, meinte Scholz. Juso-Chef und GroKo-Gegner Kevin Kühnert will Nahles wählen, warnt aber vor einem „Weiter so“. „Das Schlimmste wäre, wenn wir in einem halben Jahr wieder in den Alltagstrott verfallen würden. Die Gefahr ist sehr groß“, sagte Kühnert. Es sei die Aufgabe der Vorsitzenden, dagegen anzugehen.“

In Wiesbaden will auch der zurückgetretene SPD-Chef Martin Schulz eine Abschiedsrede halten. Er sorgt sich um sein europapolitisches Erbe. Kritik gibt es auch am von Außenminister Heiko Maas ausgelösten Kursschwenk zu einer härteren Gangart gegenüber Russland. Debatten stehen der SPD in der Sozialpolitik bevor. Während Arbeitsminister Hubertus Heil und der linke Parteiflügel über die Zukunft von Hartz IV diskutieren wollen, fürchten Scholz und Nahles eine rückwärtsgewandte Debatte über die vor 15 Jahren von Gerhard Schröder begonnenen, umstrittenen Arbeitsmarktreformen.