Düsseldorf. Wer wird neuer SPD-Fraktionschef im Landtag? Thomas Kutschaty aus Essen und Marc Herter aus Hamm kämpfen um den einflussreichen Posten.
Die SPD-Landtagsfraktion wird künftig von einem Team aus dem Ruhrgebiet geleitet. Die beiden Konkurrenten um den Fraktionsvorsitz, Thomas Kutschaty (49 Jahre) und Marc Herter (43), kommen aus Essen bzw. Hamm. Die Duisburgerin Sarah Philipp (35) möchte Geschäftsführerin der Fraktion werden. Die Drei gaben am Dienstag offiziell vor den SPD-Abgeordneten bekannt, dass sie am 24. April kandidieren werden. Damit geht das Ringen um die Nachfolge von Fraktionschef Norbert Römer (71) in die heiße Phase. Es geht um Posten und um die Frage, ob die Fraktion ein Jahr nach der verlorenen Landtagswahl einen Neuanfang wagt.
Nur ein älterer Herr trat vor die Presse: Norbert Römer
Drei Kandidaten stehen bereit, zwei Ämter sind zu vergeben, aber nur ein älterer Herr trat vor die Presse: Norbert Römer, Landtags-Senior, acht Jahre lang SPD-Fraktionschef. Einer, der bis zum letzten Tag im Amt die Strippen in den Händen hält, der sich aber gestern in der Rolle des neutralen Beobachters gefiel. „Bei der Kandidatensuche habe ich nicht mitgewirkt“, sagte der Soester. Und Wünsche, nein, die habe er auch nicht. Und warum einer der profiliertesten SPD-Politiker im Landtag, der Kölner Martin Börschel (45), nicht nur auf die Kandidatur für den Fraktionsvorsitz verzichtet, sondern auch auf seinen bisherigen Posten als Stellvertreter, wollte Römer auch nicht beantworten. Das müsse der schon selbst machen.
Börschel hatte zuvor in der Fraktion erklärt, dass er mit dem Regionalproporz der NRW-SPD nicht einverstanden sei, erzählten Beobachter. Er selbst ist ein Opfer dieser nach Ansicht vieler Genossen antiquierten Ämterverteilung nach Landkarte. Ein Kölner wie Börschel kann nicht Fraktionschef werden, weil der designierte Landesvorsitzende der SPD, Sebastian Hartmann, auch aus dem Raum Köln kommt. Es heißt, Römer und der Noch-Vorsitzende der NRW-SPD, Michael Groschek, hätten den fast unbekannten Hartmann auch nach vorn geschoben, um einen Fraktionschef Börschel zu verhindern.
Die 69 SPD-Landtagsabgeordneten kommen aus vier Partei-Regionen: 30 aus dem Westlichen Westfalen, 20 vom Niederrhein, 10 vom Mittelrhein, 9 aus Ostwestfalen-Lippe. Das Westliche Westfalen – Heimat von Norbert Römer – ist also stark vertreten. Ob der Westfale Herter am Ende Fraktionschef wird oder der Niederrheiner Kutschaty ist dennoch völlig offen. Die Chancen liegen bei „Fifty-fifty“.
Herter gilt als fleißig, verlässlich und bestens vernetzt
Marc Herter, Markenzeichen: rotes Rennrad, gilt als fleißig, verlässlich und bestens vernetzt in Fraktion und Partei. In Hamm und Umgebung tritt er bürgernah auf, ist eher ein Brückenbauer, kein harter Hund. Als Parlamentarischer Geschäftsführer (PG) der Landtagsfraktion hat Herter bisher einen guten Job, sich aber in dieser Managerrolle nicht nur Freunde gemacht. Herter ist der Wunschkandidat von Norbert Römer, und der dreht an allen Schrauben, um den Hammer SPD-Chef zu seinem Nachfolger zu machen. Der Ruf, Römers Vertrauter zu sein, könnte ein Nachteil sein. Denn ein Teil der Fraktion ruft nach einem Neuanfang, will sich von Römers Politikstil verabschieden. Dieser Groll könnte Herter treffen.
Thomas Kutschaty ist profilierter als Herter und hat im Gegensatz zu seinem Rivalen das Jurastudium abgeschlossen. Unter Hannelore Kraft war er von 2010 bis 2017 Justizminister, und obwohl er ein Gesicht der abgewählten Landesregierung ist, trauen ihm viele durchaus zu, dass er die SPD erneuern könnte.
Position im GroKo-Streit
Im GroKo-Streit trat Kutschaty als Gegner des Bündnisses mit der Union auf, in seinem Unterbezirk Essen muss er oft Streit schlichten. Schon einmal, kurz nach der Landtagswahl, hatte Kutschaty eine Kandidatur für den Fraktionsvorsitz erwogen, traute sich am Ende aber nicht. Nun geht er als Reformer in die Kampfkandidatur. Börschel unterstützt ihn.
>>> Hoffnungsträgerin
- Sarah Philipp will für den Posten als Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Landtagsfraktion kandidieren. Die junge Duisburgerin gilt als Hoffnungsträgerin der NRW-SPD. In der Fraktion soll sie am Dienstag vorsorglich gesagt haben, dass sie sowohl neben Herter als auch neben Kutschaty die Geschäftsführung machen würde.