Washington/Moskau. Nach weniger als einer Stunde ist alles vorbei. Ein perfekt durchgeführter Luftschlag, meint US-Präsident Donald Trump. „Mission erfüllt“, twittert er. Drei Ziele hatten die USA, Frankreich, Großbritannien in der Nacht zu Samstag in Syrien angegriffen, um den erneuten Gebrauch von völkerrechtlich geächteten Stoffen wie Chlorgas und Sarin zu erschweren. Es ist eine Reaktion auf den mutmaßlichen Giftgasangriff vom 7. April in Duma, bei dem mehr als 40 Zivilisten getötet und Hunderte verletzt wurden. Dafür macht Trump Syriens Diktator Baschar al-Assad verantwortlich. In Damaskus treffen die über 100 Raketen ein Forschungsinstitut und Nahe der nördlich gelegenen Stadt Homs werden zwei militärische Lagestätten zerstört, in denen Chemikalien vermutet wurden.

Nach weniger als einer Stunde ist alles vorbei. Ein perfekt durchgeführter Luftschlag, meint US-Präsident Donald Trump. „Mission erfüllt“, twittert er. Drei Ziele hatten die USA, Frankreich, Großbritannien in der Nacht zu Samstag in Syrien angegriffen, um den erneuten Gebrauch von völkerrechtlich geächteten Stoffen wie Chlorgas und Sarin zu erschweren. Es ist eine Reaktion auf den mutmaßlichen Giftgasangriff vom 7. April in Duma, bei dem mehr als 40 Zivilisten getötet und Hunderte verletzt wurden. Dafür macht Trump Syriens Diktator Baschar al-Assad verantwortlich. In Damaskus treffen die über 100 Raketen ein Forschungsinstitut und Nahe der nördlich gelegenen Stadt Homs werden zwei militärische Lagestätten zerstört, in denen Chemikalien vermutet wurden.

Hat der Angriff sein Ziel erreicht?

Die Syrer behaupten, sie hätten die meisten Raketen abgefangen. Das Präsidialamt verbreitet über Twitter ein Video, auf dem Assad demonstrativ durch die prächtigen Marmorhallen seines Palastes schlendert. „Diese Aggression wird Syrien und sein Volk nur noch entschlossener machen, den Kampf fortzuführen und den Terrorismus in jedem Zentimeter des Landes auszumerzen“, sagt er. In Washington setzt man darauf – Prinzip Hoffnung –, dass die Bombardierung die „politischen Kosten“ für Assad hochgetrieben hat und dass er auch auf Drängen Russlands kein Chlorgas oder Sarin mehr einsetzen wird. Aber: Davon ging man bereits vor einem Jahr aus, als Trump erstmals syrische Militärziele zur Strafe für den Einsatz von Chemiewaffen bombardieren ließ. US-Experten sagen, dass Assads Regime über unentdeckte Chemiewaffen-Bestände verfügt und sie erneut einsetzen wird.

Was passiert dann?

Trump beteuert, die USA, England und Frankreich würden erneut angreifen. Seine UN-Botschafterin Nikki Haley betont, Amerikas Waffen seien für diesen Fall „geladen und entsichert“. Im Verteidigungsministerium hört sich das anders an. Kurz nach der Blitzaktion ist von einer „einmaligen Angelegenheit“ die Rede. Keine weiteren Angriffe geplant.

Welche Strategie verfolgt Trump?

Selbst Mitarbeiter im Weißen Haus antworten darauf hinter vorgehaltener Hand: „keine erkennbare“. Sie halten Trumps triumphalen „Mission erfüllt“-Ausruf vom Wochenende für „schädlich bis irreführend“. Vor zwei Wochen kündigte der Präsident den vorzeitigen Rückzug der 2000 in Syrien stationierten US-Soldaten an. Begründung: Mit der fast erreichten Bekämpfung des Terror-Netzwerks IS sei Amerikas Job getan, andere Länder sollten sich um den Wiederaufbau kümmern. Auf Drängen des Pentagon, das diese Taktik für falsch hält, hat Trump die Abzugs-Ankündigung bisher nicht wiederholt. Aber klar ist: Er will auf keinen Fall, dass Amerika tiefer in den Syrien-Konflikt verstrickt wird. „Keine Menge amerikanischen Bluts“ werde im Nahen Osten „dauerhaft Frieden herstellen“, sagt er.

Wie geht es weiter?

Auf die Vergeltung folgen eine Art Informationskrieg sowie diplomatische Initiativen. Die Bühne dafür ist der UN-Sicherheitsrat. Nachdem Russland in New York mit dem Versuch gescheitert ist, den Militärschlag zu verurteilen - nur drei von 15 Mitgliedstaaten stimmten dafür –, geht es nun um Waffenruhe, um ungehinderten Zugang für Helfer sowie um Handlungsfreiheit- und Bewegungsfreiheit für die Inspektoren der Organisation für das Verbot Chemischer Waffen.

Was treibt Franzosen und Briten um?

Es sind klassische Militärmächte und ständige Mitglieder im Sicherheitsrat, die Briten betrachten sich traditionell als Waffenbrüder der Amerikaner. Es geht nach den Worten der britischen Premierministerin Theresa May nicht darum, in den Bürgerkrieg einzugreifen, ebenso wenig um einen Regierungswechsel. „Wir waren uns einig, dass es sowohl richtig als auch rechtens war, gemeinsam mit unseren engsten Verbündeten militärisch zu handeln, um menschliches Leid zu lindern“, beteuert sie. Mehr als May bemüht sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron darum, nicht bloß als Juniorpartner der Amerikaner dazustehen. Er will die EU hinter sich versammeln, für den heutigen Montag wird eine Erklärung der europäischen Außenminister erwartet, am Donnerstag stimmt sich der Franzose dann in Berlin mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ab. Die Franzosen vertreten seit Jahren eine harte Linie im Syrien-Konflikt. Für Macron war mit den Einsatz von Chemiewaffen eine „rote Linie“ überschritten worden . Also habe er den Streitkräften befohlen, zu intervenieren, erzählt er. Ein französischer Präsident ist zugleich Armeechef. Das Parlament wird nachträglich informiert – kein Vergleich mit Deutschland, wo der Bundestag über Kriegseinsätze entscheidet.

Wie verhält sich Russland?

Präsident Wladimir Putin hat den Angriff umgehend verurteilt. Die Empörung der Russen ist echt, aber dosiert. Am Samstagmorgen sorgt Anatoli Antonow, der russische Botschafter in Washington, erst mal für Unruhe: „Solche Handlungen werden nicht ohne Folgen bleiben.“ Dabei gilt es in Russland weiter als Grundwahrheit, dass alle westlichen Chemiewaffen-Vorwürfe gegen Assad auf Fakes beruhen. Um eine direkte Konfrontation mit hohem Eskalationspotenzial zu vermeiden, hatte US-Verteidigungsminister James Mattis durchgesetzt, dass nur ausgesuchte Ziele bombardieren wurden. Trump und der neue Nationale Sicherheitsberater John Bolton wären eher weiter gegangen. Am Ende trägt der Angriff eindeutig die Handschrift von Vier-Sterne-General Mattis.