Düsseldorf. . Professor Aladin El-Mafaalani koordiniert als neuer Abteilungsleiter im Stamp-Ministerium die Migrationspolitik in NRW.
Er geht dorthin, wo die Probleme brennen. Eineinhalb Jahre bewegte sich der Politikwissenschaftler Aladin El-Mafaalani in radikal-islamistischen Kreisen, befragte junge Salafisten nach ihren Beweggründen und fand heraus: Salafismus ist zu einer Art Jugend- und Protestkultur geworden.
Jetzt kann der 39-jährige Integrationsexperte sein Wissen und seine Erfahrungen in praktische Politik umsetzen, denn der Wissenschaftler wechselte vor wenigen Wochen in die Landespolitik. Dafür gab er sogar seine Professur für Politische Soziologie an der Fachhochschule Münster auf.
Künftig koordiniert der parteilose El-Mafaalani als neuer Leiter der Integrationsabteilung im Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration die Migrationspolitik der Landesregierung. „Er ist einer der führenden Integrationsforscher. Ausschlaggebend für unsere Entscheidung war die fachliche Kompetenz“, begründete Minister Joachim Stamp (FDP) die Wahl, die in Düsseldorf mit einiger Überraschung aufgenommen wurde. Denn es geschieht selten, dass ein Wissenschaftler eine Professur aufgibt, um als Abteilungsleiter in die Landesverwaltung zu wechseln.
Ausgewiesener Bildungsexperte
Wie wichtig diese Aufgabe sei, zeige die aufgeregte Debatte um die Essener Tafel, so Stamp. Und als bloßen Führungsjob in der Ministerialbürokratie dürfte der engagierte Forscher mit dem analytischen Blick für die kulturellen Alltagskonflikte seine neue Tätigkeit kaum verstehen. Der Aufmerksamkeit, die sein Wechsel in die Zentrale der Macht auslöst, geht El-Mafaalani vorerst aus dem Weg. Er möchte sich zunächst möglichst ungestört auf seine neue Aufgabe in einer Schlüsselposition des Ministeriums vorbereiten. Seine Ziele formuliert er vorsichtig: „Wir wollen die Strukturen für die Integrationsförderung überprüfen und Lücken schließen. Ich hoffe, dass 2020 erste Verbesserungen sichtbar werden“, sagte er der Welt.
El-Mafaalani gilt als ausgewiesener Bildungsexperte. Die Fragen, welchen Hindernissen Migranten begegnen, wie Integration und sozialer Aufstieg gelingen können, dominierten sein Forscherleben. Für seine Doktorarbeit zum Thema „BildungsaufsteigerInnen aus benachteiligten Milieus“ bekam er den Dissertationspreis des renommierten Kulturwissenschaftlichen Instituts (KWI) in Essen. Weitere Auszeichnungen folgten.
Der in Datteln geborene Forscher ist nicht nur für Medien ein gefragter Ansprechpartner, er beriet auch Kommunen, Stiftungen, Sozialverbände, Ministerien und auch das Bundespräsidialamt in Integrationsfragen. Der Sohn syrischer Einwanderer, die in den 70er-Jahren nach Deutschland kamen, wuchs in Waltrop auf, studierte nach dem Abitur an der Ruhr-Uni Bochum Politik- und Wirtschaftswissenschaften und arbeitete als Lehrer an einem Berufskolleg in Ahlen, bevor er Professor in Münster wurde. Seinen Lebensmittelpunkt sieht der leidenschaftliche BVB-Fan in Dortmund.