Düsseldorf. . Noch nie haben sich so viele Menschen um eine Ausbildung bei der Polizei beworben. Trotzdem will die Regierung, die Anforderungen senken.
Trotz eines aktuellen Bewerberrekords bei der NRW-Polizei will die schwarz-gelbe Landesregierung künftig auch wieder Realschüler für den Dienst in Uniform gewinnen. „Die Öffnung der Polizeilaufbahn für Bewerber mit Realschulabschluss wird natürlich geprüft – wie alles, was im Koalitionsvertrag steht“, erklärte ein Sprecher des Innenministeriums gestern. Dank des hohen Bewerberaufkommens gebe es bei diesem Thema aber keinen besonderen Zeitdruck.
In diesem Jahr registrierte NRW rund 11 200 Bewerber für die 2300 neuen Stellen zum Kommissarsanwärter. Einen solchen Boom gab es seit Jahren nicht. „Der hohe Zuspruch zeigt, dass die NRW-Polizei für junge Leute hochattraktiv ist“, erklärte das Innenministerium.
Durchfallquote liegt bei zwölf Prozent
Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) freut sich, dass die Kommissarslaufbahn trotz der psychisch und körperlich belastenden Tätigkeit zu den attraktivsten Karrieren des Öffentlichen Dienstes gehört: „Je mehr Bewerbungen wir erhalten, desto qualifiziertere künftige Polizisten können wir einstellen“, lobte GdP-Landeschef Arnold Plickert.
Plickert verwies aber darauf, dass der Beruf, den die meisten Bewerber nur vom „Tatort-Gucken“ kennen würden, nicht für jeden gemacht sei. Die Durchfallquote im ersten Ausbildungsjahr liege bei zwölf Prozent. Die GdP fordert deshalb einen „Ausbildungspuffer“ von bis zu 150 zusätzlichen Stellen, damit pro Jahrgang tatsächlich 2300 neue Polizisten den Abschluss schaffen.
Gewerkschaft gegen Öffnung für Realschüler
Die Öffnung für Realschüler sieht die GdP kritisch. Die Fachhochschulreife müsse Eingangsqualifikation bleiben, jedoch solle stärker um Realschüler mit anschließender Lehre geworben werden, so Plickert. Bankkaufleute etwa seien gut für Finanzermittlungen zu gebrauchen.
Möglicherweise kommt in NRW bis 2021 ein Kompromissmodell aus Rheinland-Pfalz zum Tragen: Dort können zwar auch Realschulabsolventen eine Einstellungszusage bei der Polizei erhalten, sie müssen jedoch vor Ausbildungsbeginn in einer zweijährigen Schulschleife die Fachhochschulreife erwerben.
Vergleichsweise attraktive Konditionen
Der Drang in den Polizeiberuf erklärt sich wohl auch mit attraktiven Konditionen. In NRW startet man mit der Besoldungsstufe A9, in anderen Bundesländern mit A7. Zudem wird freie Heilfürsorge geboten, in anderen Ländern muss man Krankenkassenbeiträge bezahlen. Insgesamt bringt das monatlich in NRW leicht 350 Euro mehr.