Washington. Rex Tillerson macht Russland für die Vergiftung eines Ex-Spions in England verantwortlich. Moskau wies erneut jede Schuld von sich.
US-Außenminister Rex Tillerson hat sich der Schlussfolgerung der britischen Regierung angeschlossen, wonach Russland für den
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„Wir haben volles Vertrauen in die Untersuchungen des Vereinigten Königreiches und seine Bewertung“, wurde Tillerson in einer Mitteilung seines Ministeriums in Washington zitiert.
Kurz zuvor hatte das Weiße Haus es noch abgelehnt, sich dieser Lesart anzuschließen. US-Präsident Donald Trumps Sprecherin Sarah Sanders sagte auch auf mehrfache Nachfragen lediglich, die USA stünden an der Seite ihres Alliierten und verurteilten den Anschlag.
Opfer des Anschlags in kritischem Zustand
Tillerson erklärte nun: „Wir stimmen überein, dass die Verantwortlichen – die das Verbrechen begangen und die es angeordnet haben – geeignete ernste Konsequenzen zu erwarten haben.“
Sergej Skripal (66) und seine Tochter Yulia (33) waren am 4. März bewusstlos auf einer Parkbank in der südenglischen Kleinstadt Salisbury entdeckt worden. Sie sind in kritischem Zustand. Insgesamt mussten 21 Menschen im Krankenhaus behandelt werden.
Tillerson erklärte, es könne für eine solche Attacke, die versuchte Ermordung eines Privatbürgers auf dem Boden einer souveränen Nation, keinerlei Rechtfertigung geben.
„Wir sind schockiert, dass Russland sich erneut in derlei Verhalten engagiert zu haben scheint“, fügte er hinzu. „Russland bleibt von der Ukraine über Syrien und nun Großbritannien eine unverantwortliche Kraft der Instabilität in der Welt, die mit offener Verachtung der Souveränität anderer Staaten und dem Leben derer Bürger agiert“, so Tillerson.
Lawrow: Russland ist nicht schuld
Der russische Außenminister Sergej Lawrow wies unterdessen eine Beteiligung Russlands am Giftanschlag zurück. „Wir haben schon eine Erklärung abgegeben, dass das alles Quatsch ist. Wir haben damit nichts zu tun“, sagte Lawrow am Dienstag der Agentur Interfax zufolge in Moskau. „Russland ist nicht schuldig.“ Zugleich kritisierte er das von Großbritannien gestellte Ultimatum, dass sich Russland binnen 24 Stunden erklären solle.
Die britische Premierministerin Theresa May hatte am Montag erklärt, „höchstwahrscheinlich“ sei Russland verantwortlich für den Anschlag. Sie berief sich auf eine Analyse des verwendeten Gifts. May forderte auch eine Erklärung Russlands gegenüber der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW). Andernfalls drohten Konsequenzen.
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Das russische Außenministerium bestellte wegen der Angelegenheit den britischen Botschafter ein.
Lawrow forderte einen kompletten Zugang zu den Ermittlungen und zu den Gasproben, um eine eigene Analyse der verdächtigen Substanz vorzunehmen. Moskau habe bereits eine offizielle Anfrage dazu gestellt. Russland sei bereit, mit Großbritannien auf der OPCW-Ebene zusammenzuarbeiten, sagte Lawrow. Zugleich rief er London auf, sich selbst an seine Verpflichtungen aus dem Dokument zu halten.
EU sichert Großbritannien Unterstützung zu
Die Europäische Union sicherte Großbritannien Unterstützung zu. „Wir sind sehr besorgt wegen der Situation, auch wegen der Erkenntnisse, die Großbritannien bislang hat“, sagte EU-Kommissionsvizepräsident Valdis Dombrovskis am Dienstag in Brüssel. „Natürlich kann Großbritannien diesbezüglich auf die Solidarität der EU zählen.“
Die von der EU im Ukraine-Konflikt gegen Russland verhängten Sanktionen werden um weitere sechs Monate verlängert. (dpa)