Düsseldorf. . Die Kriminalität ist in NRW so stark zurückgegangen wie seit 30 Jahren nicht. Warum Innenminister Herbert Reul trotzdem nicht zufreiden ist.
Die Kriminalität in NRW ist stark rückläufig. Die Zahl der Straftaten hat im vergangenen Jahr um 6,5 Prozent abgenommen und lag zuletzt bei 1,37 Millionen Delikten. Das ist der stärkste Rückgang seit 30 Jahren. Zugleich ist die Aufklärungsquote auf über 52 Prozent gestiegen – der beste Wert seit 1959.
„Nordrhein-Westfalen ist nachweislich sicherer geworden“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU). Besonders positiv sei, dass sich die Zahl der Diebstähle auf einem 30-Jahres-Tiefststand befinde und es gut 25 Prozent weniger Wohnungseinbrüche gegeben habe. Die auf knapp 17 Prozent gestiegene Aufklärungsquote bei Wohnungseinbrüchen, bester Wert seit 40 Jahren, lasse ihn aber nicht ruhen: „Das ist noch nicht zufriedenstellend.“
Schließung der Balkanroute
Als Hauptgründe für die erfreulichen Zahlen nannte Landeskriminaldirektor Dieter Schürmann die Schließung der Balkanroute für Flüchtlinge. Gewissermaßen als Nebeneffekt hätten weniger kriminelle Banden aus Südosteuropa nach NRW gelangen können. Zudem machten sich der
stärkere Fokus vieler Polizeibehörden auf Wohnungseinbrüche und verschiedene Aufklärungskampagnen bezahlt.
Reul wollte die Entwicklung ausdrücklich nicht dem Regierungswechsel Mitte 2017 zuschreiben: „Das ist Quatsch, das wäre unredlich.“ Gleichwohl sei es wichtig, dass CDU und FDP der Polizei mehr Personal, zusätzliche rechtliche Befugnisse und „eine neue Haltung Richtung Null Toleranz“ gäben.
Ausländische Banden sind aktiv
Erstmals ließ sich der Innenminister deshalb bei einer Vorstellung der Jahresstatistik ausführlich zum Thema Ausländerkriminalität ein: „Man muss unangenehme Wahrheiten aussprechen, sonst machen es die Falschen“, sagte Reul. Es sei bedenklich, dass knapp ein Drittel der Tatverdächtigen keinen deutschen Pass habe, der Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung jedoch nur bei etwa zwölf Prozent liege.
Bei Wohnungseinbruch und Taschendiebstahl seien vor allem ausländische Banden in NRW aktiv. Im nördlichen Ruhrgebiet habe das Land eindeutig „ein Problem mit Clan-Kriminalität“. Großfamilien aus der Türkei und aus dem Libanon machten dort „Gebietsansprüche“ geltend. Das Landeskriminalamt erstellt nun ein spezielles Lagebild zu den Clan-Strukturen. Dies sei jedoch keine Folge der Flüchtlingskrise, betonte Reul: Der Anteil der Asylsuchenden an den Straftaten ging deutlich zurück.