Berlin. . Die jüngsten Angriffswellen auf das Rebellengebiet in Ost-Ghuta waren die schlimmsten seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs vor knapp sieben Jahren. Die Kräfte von Präsident Baschar al-Assad wollen die verbliebenen islamistischen Widerständler vernichten. Gleichzeitig droht im weitgehend von Kurden gehaltenen Nordsyrien ein Waffengang zwischen der Türkei und Syrien. Die vielen Frontlinien werden immer undurchsichtiger. Wer will was? Wer kämpft gegen wen?

Die jüngsten Angriffswellen auf das Rebellengebiet in Ost-Ghuta waren die schlimmsten seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs vor knapp sieben Jahren. Die Kräfte von Präsident Baschar al-Assad wollen die verbliebenen islamistischen Widerständler vernichten. Gleichzeitig droht im weitgehend von Kurden gehaltenen Nordsyrien ein Waffengang zwischen der Türkei und Syrien. Die vielen Frontlinien werden immer undurchsichtiger. Wer will was? Wer kämpft gegen wen?

Assad klammert sich an die Macht

Der Autokrat will die Hoheit über das syrische Staatsgebiet zurück. Die eigene Schwäche kompensierte er durch die militärische Unterstützung von außen: die russische Luftwaffe, iranische Revolutionsgardisten und schiitische Milizen aus dem Libanon und dem Irak.

Die Türkei will eine Pufferzone in Nordsyrien

Das strategische Kalkül des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan lautet: keine kurdische Autonomie. Derzeit wird Nordsyrien zum großen Teil von Kurden verwaltet. Erdogan hat Angst,
dass der Funke der kurdischen Autonomie von Nordsyrien auf die Türkei überspringt. Deshalb haben türkische Truppen mit Milizen
am 20. Januar eine Offensive
gegen die Provinz Afrin begonnen. Erdogan strebt eine 30 Kilometer tiefe Pufferzone entlang der syrisch-türkischen Grenze an. Die kurdische Volksmiliz YPG gilt in Ankara als Ableger der verbotenen türkischen Arbeiterpartei PKK und als „Terrororganisation“. Das Problem: Die YPG gehört für die USA zu den wichtigsten Partnern im Kampf gegen den IS. Obwohl Erdogan ein Assad-Gegner ist, arbeitet er mit den Assad-Freunden Russland und dem Iran zusammen.

Die Kurden streben eine weitgehende Autonomie an

Im Zuge des Bürgerkriegs hat die syrische Regierung Ende 2013 die Kontrolle über die Regionen an der Nordgrenze aufgegeben. Im März 2016 riefen die kurdischen Parteien die autonome „Föderation Nordsyrien“ – bzw. „Rojava“ – mit den drei Provinzen Afrin, Kobane und Cizire aus. Sie wollen ein flächendeckendes Gebiet mit weitgehenden Autonomierechten.

Aus Sorge vor der Einkreisungstaktik der Türken haben die Kurden die syrische Regierung um die Entsendung von Truppen gebeten. Nach Angaben des Führers der syrischen Kurden, Salih Muslim, hat Assad zwar zugesagt, dass die syrische Armee die Grenze der Provinz Afrin zur Türkei verteidigen werde. Bislang sind nach Medienberichten aber noch keine syrischen Truppen, sondern nur regierungsnahe Volksmilizen eingetroffen.

Der Kreml sieht sich als Hüter des Status quo

Russlands Präsident Wladimir Putin hat in Syrien zwei Motive. Zum einen will er den Weltmacht-Status seines Landes wiederherstellen. Als die Assad-Truppen im Bürgerkrieg immer mehr in die Defensive geraten waren, entschloss sich Putin im September 2015 zur Intervention. Mithilfe der russischen Luftwaffe konnten die Anti-Assad-Rebellen in die Flucht geschlagen werden. Zudem will der Kremlchef im Nahen Osten einen Fuß in der Tür haben. Sein Kalkül: Assad an der Macht halten. Putin sieht sich als oberste politische und militärische Instanz in Syrien, die für ein halbwegs funktionierendes Kräftegleichgewicht sorgt.

Die USA haben vor allem ein Ziel: den islamistischen Terror besiegen

Die Russen konnten in Syrien nur so schalten und walten, weil die Amerikaner dem Nahen Osten den Rücken gekehrt haben. Die US-Außenpolitik verfolgt zwei große Ziele: Islamistische Terroristen sollen bekämpft und die Entwicklung von Massenvernichtungswaffen verhindert werden.