Düsseldorf. Jeder zweite Extremist, der die Hilfsangebote „Spurwechsel“ und „Aussteigerprogramm Islamismus“ annimmt, ist psychisch auffällig, meldet der NRW-Verfassungsschutz. „Bei 50 Prozent der Klienten können wir dies feststellen“, sagte Verfassungsschützer Sebastian Kulmbach. Die Behörde arbeitet mit ausstiegswilligen rechten beziehungsweise islamistischen Extremisten, um sie wieder in die Gesellschaft einzugliedern.

Jeder zweite Extremist, der die Hilfsangebote „Spurwechsel“ und „Aussteigerprogramm Islamismus“ annimmt, ist psychisch auffällig, meldet der NRW-Verfassungsschutz. „Bei 50 Prozent der Klienten können wir dies feststellen“, sagte Verfassungsschützer Sebastian Kulmbach. Die Behörde arbeitet mit ausstiegswilligen rechten beziehungsweise islamistischen Extremisten, um sie wieder in die Gesellschaft einzugliedern.

Im NRW-Innenministerium haben sich jetzt bei einer Fachtagung Experten über internationale Strategien gegen die Radikalisierung ausgetauscht. Innenminister Herbert Reul (CDU) und der US-Generalkonsul Michael Keller lobten die bisherige Zusammenarbeit und wollen sie weiter ausbauen.

Weil die Zahl der psychisch auffälligen Aussteiger aus der Szene immer mehr steigt, will der Verfassungsschutz mehr Psychologen einstellen, um die meist jungen Menschen professioneller betreuen zu können. Einer der Forscher, die die Szene gut kennen, ist der Psychologe Jens Hoffmann. Er beschäftigt sich mit Bedrohungsmanagement, das heißt, er versucht möglichst früh die Gefahren zu erkennen, die von gewaltbereiten Menschen ausgehen. Er hat festgestellt, dass psychologische Auffälligkeiten bei Terroristen viel zu lange nicht im Fokus der wissenschaftlichen Arbeit standen. „Vor allem bei Einzeltätern und kleinen terroristischen Gruppen sind aber psychologische Krankheiten festzustellen“, sagte Hoffmann bei der Fachtagung.

Der Verfassungsschutz greift bei seinen Aussteigerprogrammen unter anderem auf erfahrene Polizisten und Psychologen zurück, so Kulmbach. Es gehe darum, die Klienten von ihrer Ideologie wegzuführen und sie wieder zu unauffälligen Bürgern zu machen. In der Regel werden die Aussteiger drei bis fünf Jahre lang betreut. Angesicht steigender Fallzahlen und einer höheren Zahl an psychisch auffälligen Aussteigern planen der Verfassungsschutz und das Land NRW eine Aufstockung des Personals für diese Programme.

„Die Aussteigerprogramme setzen bei Menschen an, die über mehrere Jahre hinweg als Extremisten auffallen“, erklärte Kulmbach. Der Verfassungsschutz betreue in den beiden Programmen je rund 100 Klienten aus der rechten beziehungsweise aus der islamistischen Szene. Geplant ist, künftig auch Linksextremisten solche Aussteiger-Angebote anzubieten. In NRW geht der Verfassungsschutz von etwa 3000 Islamisten aus. Er schätzt 780 von ihnen als gewaltbereit ein.