Berlin. . Der Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hat bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach der Einigung von Union und SPD auf einen Koalitionsvertrag keine Klarheit über seine Zukunft geschaffen. Es sei ja nun bekannt, dass die SPD das Finanzministerium bekomme, sagte Scholz am Donnerstag in Hamburg. „Dass sich in einer solchen Situation alle Blicke auf mich richten, ist jetzt auch nicht weiter erstaunlich.“ Der 59-Jährige soll Finanzminister und Vizekanzler werden.

Der Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hat bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach der Einigung von Union und SPD auf einen Koalitionsvertrag keine Klarheit über seine Zukunft geschaffen. Es sei ja nun bekannt, dass die SPD das Finanzministerium bekomme, sagte Scholz am Donnerstag in Hamburg. „Dass sich in einer solchen Situation alle Blicke auf mich richten, ist jetzt auch nicht weiter erstaunlich.“ Der 59-Jährige soll Finanzminister und Vizekanzler werden.

Die Startbedingungen wären optimal. Die Konjunktur brummt, der Koalitionsvertrag mit den Unionsparteien enthält keine Zumutungen – die Linien der Etatpolitik hat Scholz selbst ausgehandelt –, seine ohnehin mächtige Position im Kabinett wird noch aufgewertet: Er soll Vizekanzler werden.

Sein Verhältnis zu den Christdemokraten ist unbelastet. CDU-Finanzpolitiker Christian von Stetten hat ihn als „zuverlässigen Verhandlungspartner“ kennengelernt. Mit Wolfgang Schäuble (CDU), Ressortchef in den vergangenen acht Jahren, war Scholz der Architekt der letzten Finanzreform. Anerkennend war von der „Schäuble-Scholz-Connection“ die Rede, als sie ein Papier zu den Bund-Länder-Finanzen vorlegten. Sachverstand wird ihm keiner absprechen, ebenso wenig Durchsetzungsstärke. Scholz kann sehr harsch, eisern, und unerbittlich sein. Da werden sich seine Kabinettskollegen bei Etatverhandlungen wundern. „Wer bei mir Führung bestellt, muss wissen, dass er sie dann auch bekommt“, hat er mal gesagt. Er ist Schäuble nicht unähnlich und wird auch nicht alles anders machen.

Das werden – Ironie am Rande – zuerst womöglich Parteifreunde spüren. Mit dem Sozial- und dem Familienressort gehen zwei der ausgabenträchtigsten Ministerien an die Sozialdemokraten. Seine erste große Aufgabe wird sein, einen Etatentwurf vorzulegen, vermutlich für einen Doppelhaushalt.

Insgesamt haben die Koalitionäre in spe schon einen Verteilungsschlüssel für mindestens 46 Milliarden Euro fixiert. Scholz ist nicht frei, der Finanzminister steckt in einem Korsett. Sein Betriebsgeheimnis ist, wie eng oder locker es sitzt. Zu den üblichen Tricks eines Finanzministers gehört es, stille Reserven geschickt zu verbergen.

Bricht die Konjunktur nicht ein, kann Scholz alle Wohltaten finanzieren, einschließlich Abbau des Solidarzuschlages. Andernfalls wird es schwierig – und ebenso wenn die Zinsen ansteigen. Denn dann nehmen auch die Ausgaben zur Schuldentilgung zu, während Scholz an einer rote Linie nicht vorbeikommt: Die Gesamtbelastung darf nicht steigen, und die „schwarze Null“ muss stehen.

Immerhin brüstet sich die SPD damit, dass sie Schluss mit der „einseitigen Sparpolitik“ in Europa machen werde. Fakt ist, dass auf Deutschland wegen des Brexit höhere Ausgaben zulaufen. Der designierte Außenminister Martin Schulz steht für mehr Solidarität in Europa. Das könnte Begehrlichkeiten wecken und der größten Oppositionspartei in die Hände spielen, den Euro-Skeptikern von der AfD.