Düsseldorf. . Staatsanwälte sitzen und handeln künftig dort, wo Clans und Mafiagruppen ihr Unwesen treiben. Damit startet die NRW-Justiz in Duisburg.

Im Kampf gegen kriminelle Clans geht die Staatsanwaltschaft in NRW neue Wege. Justizminister Peter Biesenbach (CDU) will im Duisburger Norden eigens zwei zusätzliche Vor-Ort-Staatsanwälte abstellen, um Erkenntnisse verschiedener Behörden über Milieu-Großfamilien besser zusammenführen zu können und die Strafverfolgung zu erleichtern.

„Die Clanstrukturen zeigen richtige Parallelstrukturen auf. Wir werden das nicht dulden“, sagte Biesenbach unserer Redaktion. Die Justiz werde dort sein, wo sie gebraucht wird. „Wir fangen deswegen in Duisburg an“, so der Minister weiter. Vorbild ist ein vergleichbares Modell in Berlin-Neukölln.

NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) will im Duisburger Norden eigens zwei zusätzliche Vor-Ort-Staatsanwälte abstellen.
NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) will im Duisburger Norden eigens zwei zusätzliche Vor-Ort-Staatsanwälte abstellen. © dpa Picture-Alliance / Federico Gambarini

Die Vor-Ort-Staatsanwälte sollen ihren Sitz nicht wie ihre übrigen 60 Kollegen in der Duisburger Innenstadt haben, sondern direkt im Stadtteil Hamborn. Zurzeit wird noch geklärt, ob sie ihr Büro in der dortigen Polizeiwache oder beim örtlichen Amtsgericht beziehen.

Rund 70 clanartig organisierte Familien mit über 2800 Mitgliedern

Die Staatsanwaltschaft Duisburg reagierte erfreut auf die Ankündigung des Justizministers. Das Konzept für die Vor-Ort-Staatsanwälte sei in Duisburg erarbeitet worden, um die Zusammenarbeit von Polizei, Zoll, Steuerfahndung, Job-Center und Ordnungsamt im Kampf gegen kriminelle Clan-Strukturen weiter zu verbessern, erklärte die Sprecherin der Duisburger Staatsanwaltschaft, Anna Christiana Weiler.

Auch interessant

Biesenbach sieht in den Vor-Ort-Staatsanwälten „einen der neuen Bausteine der neuen Sicherheitsarchitektur des Landes“. Über 70 clanartig organisierte Familien mit über 2800 Familienangehörigen allein in Duisburg zeigten die Dimension der organisierten Kriminalität auf. Hier sollen Staatsanwälte „Tür an Tür mit den Clans“ Informationen außerhalb einzelner Ermittlungsverfahren sammeln, bündeln und für den notwendigen Austausch mit den anderen Behörden sorgen.

Die kurdisch-, türkisch- und arabisch-stämmigen Clans werden besonders häufig mit Raubstraftaten, gefährlichen Körperverletzungsdelikten, Schutzgelderpressung und Betäubungsmittelkriminalität in Verbindung gebracht. Laut Biesenbach müssen vorhandene Informationen zielgerichteter zusammengeführt werden. Es sei schon vorgekommen, dass Clan-Mitglieder mit einem Mercedes der S-Klasse beim Amt vorfahren, um Hartz IV-Leistungen zu beantragen.

Die zusätzlichen Staatsanwälte entstammen einem Personalpaket der neuen schwarz-gelben Landesregierung. Demnach wird in diesem Jahr die nordrhein-westfälische Justiz mit 1137 zusätzlichen Stellen aufgerüstet.