Essen/Düsseldorf. . Die Zahl der Zwangsausreisen ist um 23 Prozent gestiegen. Ein Abschiebeflug aus Düsseldorf ist am Mittwochmorgen in Afghanistan angekommen.
NRW hat entgegen dem Bundestrend im vergangenen Jahr deutlich mehr ausreisepflichtige Asylbewerber abgeschoben als 2016. Wie das Flüchtlingsministerium mit Bezug auf die Bundespolizei dieser Redaktion mitteilte, mussten 6308 Migranten zwangsweise wieder ausreisen. Das sind rund 23 Prozent mehr als im Jahr 2016 (5121).
Deutschlandweit ist die Zahl der Abschiebungen zurückgegangen: Die Bundespolizei hat 23 966 Abschiebungen vollzogen, 2688 weniger als im Vorjahr. Als Grund für die hohen NRW-Zahlen nennt das Ministerium die gestiegene Zahl der Asylentscheidungen. Zudem seien 2015 sehr viele Migranten aus den Balkanstaaten eingereist, deren Asylanträge abgelehnt wurden. In der Folge hat NRW 2017 vor allem nach Albanien, Serbien, Kosovo und Mazedonien abgeschoben. Marokko liegt auf Platz fünf.
Der Flüchtlingsrat NRW forderte, dass die Landesregierung freiwilligen Ausreisen den Vorrang vor Abschiebungen geben müsse. Das Ministerium betonte, dass dies der Fall sei. 2017 sind mindestens 13 598 Migranten freiwillig ausgereist. In diesem Jahr fördert NRW die Beratung von Ausreisepflichtigen mit rund fünf Millionen Euro.
Abschiebeflug in Afghanistan angekommen - auch Straftäter an Bord
Ein Abschiebeflug mit abgelehnten afghanischen Asylbewerbern aus Deutschland an Bord ist am Mittwoch in Kabul gelandet. Die Maschine, die am Dienstagabend in Düsseldorf gestartet war, sei am Mittwochmorgen angekommen, sagte der Vertreter der Internationalen Organisation für Migration (IOM) am Flughafen, Schah Saman. Es seien 19 Menschen an Bord gewesen.
Nach Angaben einer Sprecherin des Bundesinnenministeriums hatten sich Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Rheinland Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern sowie Hamburg, Hessen und Thüringen beteiligt. Bei den Passagieren handele "es sich ausnahmslos um ... Straftäter (13 Personen), Gefährder (1 Person), sowie Personen, die hartnäckig eine Mitwirkung an der Identitätsfeststellung verweigern (5 Personen)", schrieb die Sprecherin in einer Email. Der Gefährder stammte nach offiziellen Angaben aus Thüringen. Was genau ihm vorgeworfen wird, ging aus den Informationen nicht hervor.
Es ist die neunte Sammelabschiebung seit Dezember 2016. Mit den ersten acht Flügen hatten Bund und Länder nach offiziellen Angaben 155 Männer nach Afghanistan zurückfliegen lassen.
Mehrere Hundert Menschen hatten am Abend am Flughafen in Düsseldorf gegen die Abschiebung demonstriert. Sie sei wegen der prekären Sicherheitslage in Afghanistan völkerrechtswidrig, sagte Oliver Ongaro von der Düsseldorfer Flüchtlingsinitiative "Stay" (Bleib). Abschiebungen sind umstritten, weil sich in Afghanistan der Konflikt zwischen Regierung und islamistischen Taliban sowie der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) drastisch verschärft. Allein in Kabul gab es 2017 mehr als 20 schwere Anschläge mit mehr als 500 Toten. Am Wochenende waren bei einem Taliban-Angriff auf ein Hotel mindestens 20 Menschen getötet worden, unter ihnen eine Deutsche. (mit dpa)