Essen. . Beim Parteitag am Sonntag stimmte eine knappe Mehrheit der SPD-Delegierten für GroKo-Gespräche. Am Montag erlebt die Partei eine Eintrittswelle.
Im Nachklang des Sonderparteitags vom Sonntag erlebt die SPD eine regelrechte Eintrittswelle: Wie ein Sprecher der NRW-SPD der WAZ am Montag mitteilte, seien allein im mächtigen Landesverband rund 200 Online-Anträge auf Mitgliedschaft innerhalb eines Tages eingegangen. Bundesweit seien demnach seit Sonntag rund 700 neue Mitglieder in die SPD eingetreten.
Hintergründe zu der "prägnanten" Anzahl der Online-Neueintritte konnte der Sprecher der NRW-SPD nicht benennen. "Wenn große Fragen entschieden werden, merken wir einen Anstieg bei den Mitgliederzahlen", sagte er. Die NRW-Jusos werben derzeit um neue Mitglieder, um so die Abstimmung über eine erneute Große Koalition zu beeinflussen.
SPD-Mitglieder werden letztlich über Große Koalition entscheiden
Am Sonntag hatten rund 600 Delegierte bei einem Sonderparteitag in Bonn mit einer knappen Mehrheit von 56 Prozent zugestimmt, dass die SPD in Koalitionsverhandlungen mit der Union eintritt. Nach Abschluss der Gespräche sollen die Sozialdemokraten in einem Mitgliederentscheid über den Koalitionsvertrag abstimmen. Auch Neumitglieder dürfen an der GroKo-Abstimmung teilnehmen. Aus technischen Gründen wird es einen Stichtag geben, nach dem Neumitglieder dann nicht mehr an der Abstimmung teilnehmen dürfen. Wann das sein wird, ist nach Angaben der SPD noch unklar.
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Die Jusos sind vehemente Gegner einer Neuauflage der GroKo. Frederick Cordes, Vorsitzender der NRW-Jusos, kündigte eine möglichst bundesweite Kampagne unter dem Motto „Ein Zehner gegen die GroKo“ an. Zehn Euro koste der Mitgliedsbeitrag für zwei Monate.
Eine Sprecherin der Bundespartei konnte die Anzahl der Neumitglieder seit Sonntag auf Nachfrage dieser Redaktion am Montag nicht bestätigen. Die NRW-SPD hatte Ende November 2017 rund 111.000 Mitglieder. 2017 sind rund 8000 neue Anhänger hinzugekommen, in denen Jahren zuvor waren es im Durchschnitt rund 3900.
Bisher keine Parteiaustritte aus Protest
Über Parteiaustritte aus Protest indes ist aus der Düsseldorfer Parteizentrale und den Büros der Ruhrgebietsstädte bisher nichts bekannt. Mit einer regelrechten Austrittswelle rechnet kaum einer. Dafür sei die Abstimmung vom Sonntag zu knapp gewesen, heißt es. Thomas Kutschaty, SPD-Chef in Essen, sagte, es sei jetzt „der falsche Zeitpunkt“, um das das Parteibuch zurückzugeben. Denn immerhin habe es die sozialdemokratische Basis ja noch in der Hand, über den Koalitionsvertrag abzustimmen.
In Dortmund haben weniger als zehn GroKo-Gegner bereits vorsorglich ihre Parteibücher in der Geschäftsstelle des Unterbezirks deponiert. Geschäftsführerin Christa Becker-Lettow sagte, dass der Unterbezirk nun den Dialog mit den Mitgliedern suchen wolle: „Wir wollen sie überzeugen, zumindest bis zum Mitgliederentscheid in der Partei zu bleiben.“ Die acht Delegierten der mitgliederstarken SPD in Dortmund hatten beim Parteitag am Sonntag geschlossen gegen die Aufnahme von Koalitionsgesprächen mit der Union gestimmt.