Bonn. . Die SPD hat den Weg für Koalitionsverhandlungen mit der Union freigemacht. Die rund 600 Delegierten gaben beim Sonderparteitag gestern nach mehrstündiger kontroverser Debatte grünes Licht für eine entsprechende Empfehlung der Parteispitze: Für Verhandlungen stimmten 362 Delegierte, 279 votierten dagegen, eine Person enthielt sich. Dies entspricht einer Zustimmung von 56,4 Prozent.

Die SPD hat den Weg für Koalitionsverhandlungen mit der Union freigemacht. Die rund 600 Delegierten gaben beim Sonderparteitag gestern nach mehrstündiger kontroverser Debatte grünes Licht für eine entsprechende Empfehlung der Parteispitze: Für Verhandlungen stimmten 362 Delegierte, 279 votierten dagegen, eine Person enthielt sich. Dies entspricht einer Zustimmung von 56,4 Prozent.

SPD-Chef Martin Schulz hatte zuvor bei den Delegierten in einer fast einstündigen Rede um Vertrauen geworben. Kurz vor der Abstimmung ergriff er erneut das Wort und sprach von einem Schlüsselmoment in der jüngeren Geschichte der SPD. „Man muss nicht um jeden Preis regieren, aber man darf auch nicht um jeden Preis nicht regieren wollen“, mahnte er.

Die Koalitionsverhandlungen sollen nun in den nächsten Tagen beginnen. Die Union hat bereits die Erwartung geäußert, dass die Gespräche bis Anfang Februar abgeschlossen werden könnten. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich zufrieden mit dem knappen Ja des Sonderparteitags. Die Union strebe eine stabile Regierung an, bekräftigte die CDU-Vorsitzende.

Bei einem Nein der Delegierten wären wohl Neuwahlen die Folge gewesen. Auch eine Minderheitsregierung unter Kanzlerin Merkel wäre eine Möglichkeit gewesen. Schulz wäre zudem massiv beschädigt gewesen, aber auch die übrige Parteispitze hatte um Zustimmung geworben. Eine neue „GroKo“ ist gleichwohl weiter keine ausgemachte Sache: Am Ende stimmen die mehr als 440 000 SPD-Mitglieder über den Koalitionsvertrag ab und haben damit das letzte Wort.

Vor gut einer Woche hatten sich CDU/CSU und SPD auf ein Sondierungspapier geeinigt, das die Verhandlungsgrundlage bilden soll. In der Partei wurden wie schon in den vergangenen Tagen auch beim Parteitag aber große Vorbehalte gegen die Neuauflage des schwarz-roten Bündnisses deutlich. Vor allem die Jusos machten Front gegen die „GroKo“. Deren Chef Kevin Kühnert warb letztlich vergeblich für einen Neuanfang in der Opposition. „Und das heißt heute: einmal ein Zwerg sein, um zukünftig vielleicht wieder Riesen sein zu können.“

In seiner Rede warb Martin Schulz massiv für das Sondierungspapier, in dem „sehr viel sozialdemokratische Politik durchgesetzt worden“ sei. Die SPD habe die Chance, Europa neu zu gestalten und mehr soziale Gerechtigkeit nicht nur in Deutschland, sondern auf dem gesamten Kontinent herzustellen. „In meinen Augen wäre es fahrlässig, diese Chance jetzt nicht zu ergreifen“, mahnte Schulz. Nach der knappen Abstimmung sagte der Parteichef: „Wir sind alle sehr erleichtert.“ Seiner Partei sicherte er zu, dass sie sich auch in einer Großen Koalition umfassend erneuern werde. „Regieren und Erneuern sind kein Gegensatz.“

Weit stärkeren Applaus als Schulz erhielt Fraktionschefin Andrea Nahles. Sie kündigte unter anderem an: „Wir werden verhandeln bis es quietscht auf der anderen Seite.“