Wuppertal. Die Wuppertaler Steuerfahndung galt bisher als die bundesweit beste. Nun aber wechseln zwei Top-Fahnder, die NRW über Jahre zuverlässig zusätzliche Steuereinnahmen in Milliardenhöhe bescherten, ausgerechnet in die Privatwirtschaft – um Kunden zu beraten, die Steuern legal vermeiden wollen. Die Opposition im Landtag wittert einen Skandal und „Schikane“ gegen erfolgreiche Behördenleiter, das NRW-Finanzministerium beteuert, den Kampf gegen Steuerhinterziehung „konsequent fortführen“ zu wollen.

Die Wuppertaler Steuerfahndung galt bisher als die bundesweit beste. Nun aber wechseln zwei Top-Fahnder, die NRW über Jahre zuverlässig zusätzliche Steuereinnahmen in Milliardenhöhe bescherten, ausgerechnet in die Privatwirtschaft – um Kunden zu beraten, die Steuern legal vermeiden wollen. Die Opposition im Landtag wittert einen Skandal und „Schikane“ gegen erfolgreiche Behördenleiter, das NRW-Finanzministerium beteuert, den Kampf gegen Steuerhinterziehung „konsequent fortführen“ zu wollen.

Die Spitze des Finanzamtes für Steuerstrafsachen in Wuppertal genoss einen legendären Ruf. Drei führende Köpfe der Behörde lehrten mit ihrem Team Steuerflüchtige das Fürchten. Aber der Chef, Peter Beckhoff, ging im Sommer regulär in den Ruhestand. Seine Stellvertreterin und kommissarische Nachfolgerin Sandra Höfer-Grosjean (45) sowie der Steuerstrafrechtsexperte Volker Radermacher (49) warfen nun offenbar frustriert das Handtuch und heuern bei der Rechtsberatungsgesellschaft De­loitte Legal an. Für die Firma ein Coup, für das Land NRW ein herber Verlust, wie SPD und Grüne warnen. Das Trio Beckhoff/Höfer-Grosjean/Radermacher war für den früheren NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) verlässlicher Rückhalt beim Erwerb von Steuersünder-CDs. Der Ankauf solcher Datenträger, vorbereitet durch die zehn NRW-Steuerfahndungsämter, soll allein diesem Land zusätzliche Einnahmen von 2,3 Milliarden Euro eingebracht haben. Bundesweit sollen es sieben Milliarden Euro gewesen sein.

Hinter dem Abgang von Höfer-Grosjean und ihrem „Vize“ Radermacher stecken Postenstreitereien in der Behörde. Ex-Minister Walter-Borjans hatte sich schnell und ohne große Rücksicht auf das übliche Bewerbungsverfahren für Höfer-Grosjean als Nachfolgerin von Beckhoff ausgesprochen. Das gefiel nicht jedem in dem Amt. Nach der Niederlage von Rot-Grün bei der Landtagswahl verlor die kommissarische Chefin auch politischen Rückhalt. Neuer Chef der Wuppertaler Behörde wurde Michael Schneiderwind, zuvor „Vize“ eines Finanzamtes in Aachen. Er erfüllte alle formalen Behördenkriterien, hat sich aber bisher nicht als Top-Steuersünderjäger hervorgetan.