Düsseldorf. . Der Neujahrsempfang der Düsseldorfer Industrie- und Handelskammer (IHK) im noblen Airport-Hotel gehört für einen CDU-Ministerpräsidenten zu den angenehmeren Amtspflichten. Armin Laschet klingelten am Montagabend denn auch die Ohren, als der Gastgeber in der Eröffnungsrede seine ersten 200 Tage der Legislaturperiode „als gelungen“ rühmte. Laschet kam gerade ohnehin beflügelt von den Sondierungsgesprächen aus Berlin. Und ließ im Hochgefühl die 1300 IHK-Gäste wissen: „Ich kann Ihnen heute berichten, dass wir mit den Sozialdemokraten innerhalb von zwei Sitzungen das Thema Energiepolitik heute abgeschlossen haben.“

Der Neujahrsempfang der Düsseldorfer Industrie- und Handelskammer (IHK) im noblen Airport-Hotel gehört für einen CDU-Ministerpräsidenten zu den angenehmeren Amtspflichten. Armin Laschet klingelten am Montagabend denn auch die Ohren, als der Gastgeber in der Eröffnungsrede seine ersten 200 Tage der Legislaturperiode „als gelungen“ rühmte. Laschet kam gerade ohnehin beflügelt von den Sondierungsgesprächen aus Berlin. Und ließ im Hochgefühl die 1300 IHK-Gäste wissen: „Ich kann Ihnen heute berichten, dass wir mit den Sozialdemokraten innerhalb von zwei Sitzungen das Thema Energiepolitik heute abgeschlossen haben.“

Einigung wurde schon vordem IHK-Empfang publik

Der Ministerpräsident soll sich bei dem Satz nichts weiter gedacht haben, wurde gestern in Düsseldorf eilig versichert. Laschet habe ja schon vor seinem IHK-Auftritt in den Nachrichtenagenturen lesen dürfen, dass in Berlin ein Einigungspapier der Energie-Arbeitsgruppe kursiere. Jene wurde von Laschet und seinem niedersächsischen Kollegen Stephan Weil (SPD) geleitet. Zentrales Ergebnis: Das bislang von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eisern verteidigte Ziel, bis 2020 den Kohlendioxid-Ausstoß um 40 Prozent gegenüber dem Ausgangsjahr 1990 zu reduzieren, solle von einer neuen Großen Koalition offiziell aufgegeben werden.

Dass Laschet das Papier mit seiner öffentlichen Einlassung indirekt bestätigte, kritisierte SPD-Landtagsfraktionschef Norbert Römer als „eklatanten Wortbruch“. Die Berliner GroKo-Sondierer hätten sich in die Hand versprochen, bis zum Abschluss der Gespräche am Donnerstag keine Wasserstandsmeldungen abzugeben.

Römer ging den Ministerpräsidenten ungewohnt persönlich an: „Armin Laschet ist eine Plaudertasche.“ Das Wort der CDU sei „nicht viel wert“, er traue „denen nicht über den Weg“.

Da Römer als NRW-Schatzmeister und Chef des größten Parteibezirks Westliches Westfalen ein einflussreicher Strippenzieher der verunsicherten SPD ist, ließ seine Wortwahl aufhorchen. Will da einer mit seiner ungezügelten Empörung über Laschet nur die Preise hoch treiben? Oder macht Römer mit solcher Schärfe das erforderliche Ja eines SPD-Parteitages Ende Januar zu formalen Koalitionsverhandlungen bereits unmöglich?

Römer vergieße aus taktischen Gründen „dicke Krokodilstränen“ über die angeblichen Indiskretionen Laschets, ärgerte sich CDU-Landtagsfraktionschef Bodo Löttgen. Kurios: Inhaltlich liegen der Ministerpräsident und die NRW-SPD bei der Industriepolitik nicht weit auseinander. Dass die Klimaziele 2020 überhaupt zu erreichen wären, nennt auch IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler „sehr ambitioniert“. Umso unverständlicher, dass Laschet mit seiner verkündeten Einigung das brüchige Vertrauensverhältnis zur SPD weiter erschüttert und allen GroKo-Gegnern Munition liefert.

Wohlmeinende rechnen die Plauderei seinem rheinischen Temperament und dem unbedingten Willen zu, NRW wieder in Berlin eine Rolle spielen zu lassen. Laschets Amtsvorgängerin Hannelore Kraft (SPD) war seit Jahren eine „Selbstverzwergung“ des größten Bundeslandes vorgehalten worden. Ihre demonstrative Unlust, das Hauptstadt-Parkett zu bespielen und als politischer Faktor wahrgenommen zu werden, ließ sogar Parteifreunde verzweifeln.

Engste Drähte zuallen Entscheidungsträgern

Laschet dagegen ist mehrmals wöchentlich in Berlin, erklärt sich gerne in Talkshows und pflegt engste Drähte zu allen wichtigen Entscheidungsträgern der Bundesebene.

Schon bei den geplatzten Jamaika-Sondierungen probte der mit vielen Grünen freundschaftlich verbandelte Laschet den Brückenbauer. Er bot damals sogar an, um der Einigung Willen sieben Gigawatt Kohlestrom einzusparen – und damit NRW-Kraftwerke vom Netz zu nehmen.

Dass Laschet nun in den Sondierungen mit der SPD als beinharter Kohle-Anwalt Schlagzeilen macht, kritisierte Grünen-Landtagsfraktionschefin Monika Düker spöttisch: „Fähnchen in den Wind“.