Düsseldorf/Istanbul. . Die jüdischen Gemeinden in NRW sind in Sorge wegen des zunehmenden Antisemitismus. Jetzt haben sie die ersten Feste im Ruhrgebiet abgesagt.

Die Unruhen nach der amerikanischen Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels haben auch erste Auswirkungen in Nordrhein-Westfalen. Die Städte Mülheim und Duisburg haben am Mittwoch auf Bitten der jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen das jüdische Lichterfest abgesagt, das am Donnerstag wie jedes Jahr auf dem Synagogenplatz stattfinden sollte.

„Es gibt konkrete Sicherheitsbedenken, die uns die Botschaft mitgeteilt hat“, sagte Geschäftsführer Alexander Drehmann. „Uns wurde daher nahegelegt, auf öffentliche Veranstaltungen zu verzichten.“ Der Zentralrat der Juden in Berlin soll Bedenken nach vermehrten antisemitischen Sprüchen geäußert haben.

Islam-Wissenschaftlerin Lamya Kaddor ist empört

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Die Islam-Wissenschaftlerin Lamya Kaddor reagierte empört: „Das ist ein Skandal, dass eine Gemeinde im Deutschland des 21. Jahrhunderts gezwungen ist, aus Sicherheitsgründen eines ihrer wichtigsten Feste nicht öffentlich begehen zu können“, sagte sie der NRZ. „Persönlich macht mich das sehr traurig. Deutschland darf so etwas nicht zulassen.“

Jüdische Gemeinden in NRW beklagen eine steigende Zahl von Vorfällen und Pöbeleien seit einer Weile. Vor allem jüdische Kinder erlebten in Schulen „massive Anfeindungen“, berichtet Michael Szentei-Heise, Verwaltungsdirektor der jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Die Zahl der registrierten antisemitischen Straftaten war 2016 bereits um zehn Prozent gestiegen.

Erdogan: Israel ernährt sich von Blut

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (r) begrüßt den palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas in Istanbul
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (r) begrüßt den palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas in Istanbul © Emrah Gurel

„Kindermörder Israel, Terrorist Israel“ skandierten in den vergangenen Jahren nationalistische Türken bei Demonstrationen im Ruhrgebiet. Dabei bedienten sie sich der selben Wortwahl wie der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan.

„Das Schicksal Jerusalems kann nicht einem Land überlassen werden, das sich von Blut ernährt und seine Grenzen erweitert, indem es Kinder, Zivilisten und Frauen brutal ermordet“, sagte Erdogan am Mittwoch über Israel zum Abschluss eines Gipfels der Organisation Islamische Kooperation (OIC) in Istanbul.

Der eintägige Gipfel mit 50 islamischen Staaten, den Erdogan als amtierender Präsident der Organisation einberufen hatte, erkennt Ost-Jerusalem nun als Hauptstadt eines Palästinenserstaates an. In der Abschlusserklärung hieß es: „Wir (...) erklären Ost-Jerusalem zur Hauptstadt des Palästinenserstaates und laden alle Länder dazu ein, den Palästinenserstaat und Ost-Jerusalem als seine besetzte Hauptstadt anzuerkennen.“