Witten. . NRW-Schulministerin hat in Witten ihre G9-Pläne vorgestellt. Kommunen verzichten auf Geld für Schulmodernisierung.

Mit Erleichterung reagiert die Landeselternschaft der Gymnasien auf die bevorstehende Einführung der neunjährigen Gymnasialzeit (G 9). NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) erklärte am Wochenende vor rund 400 Eltern die Pläne für den Ausstieg aus dem „Turbo-Abitur“.

Sie verteidigte die Entscheidung, den Schwenk zu G 9 erst zum Schuljahr 2019/20 zu vollziehen. „Von heute auf morgen ist das nicht zu leisten“, sagte sie. Ihr Kurs ist nicht unumstritten, denn davon würden zwar die heutigen Dritt- und Viertklässler profitieren, nicht aber jene, die heute schon in der Mittelstufe sind. Die Landeselternschaft arrangiert sich offenbar mit der „langsamen“ Umstellung. Es sei „nachvollziehbar“, dass hier Gründlichkeit vor Schnelligkeit gehe. „Eine erneute Bruchlandung wie bei der Umstellung auf G 8 würden Lehrer, Schüler und Eltern nicht verzeihen“, steht in einem Positionspapier der Eltern.

Deckungsgleich sind die Vorstellungen der Regierung und der Eltern bei G 9 aber nicht. Viele Eltern halten es für falsch, dass die Schulkonferenzen das Recht bekommen sollen, sich einmalig für den Verbleib bei G 8 entscheiden zu können. Dies führe „ohne Not“ zu Unsicherheiten bei Eltern und Schülern. Viele Eltern von Gymnasiasten sind allerdings dafür, leistungsstarken Schülern die Möglichkeit zu geben, das Gymnasium in weniger als neun Jahren absolvieren zu können.

Ein wichtiges Detail der künftigen G 9-Gymnasien ist weiter ungeklärt. Laut Gebauer steht die Entscheidung aus, ob die zweite Fremdsprache in der siebten oder weiter in der sechsten Klasse beginnen soll. Es gebe allerdings eine Tendenz für einen Start in Klasse sieben. Die meisten Eltern dürften nichts gegen diese Tendenz haben. Dieter Cohnen aus dem Vorstand der Landeselternschaft sagte aber, es gebe auch einige Stimmen für einen früheren Start der zweiten Fremdsprache. Denn nur vier von 16 Bundesländern legen derzeit den Beginn in die Stufe 7.

Mit Unverständnis reagierten die Eltern auf die Auskunft der Ministerin, dass von den 500 Millionen Euro, die in diesem Jahr im Programm „Gute Schule 2020“ für die Modernisierung von Schulen zu Verfügung stehen, nur 150 Millionen Euro von den Kommunen abgerufen worden seien. Fehlendes Personal in den Stadtverwaltungen dürfte ein Grund dafür sein. „Wir müssen zusehen, dass dieses Geld auch wirklich an den Schulen ankommt“, sagte Gebauer.