Berlin. Begleitet von wechselseitigen Rufen nach mehr Entgegenkommen und teils ruppigem Ton ringen Unterhändler von Union, FDP und Grünen um Kompromisse für ein Jamaika-Bündnis. Während die Verhandler unter Hochdruck in Kleingruppen ein Sieben-Seiten-Geheimpapier der Parteichefs abarbeiteten, zeigten sich erneut tiefe Gräben zwischen Grünen und CSU etwa in der Flüchtlings- und Migrationspolitik.

Begleitet von wechselseitigen Rufen nach mehr Entgegenkommen und teils ruppigem Ton ringen Unterhändler von Union, FDP und Grünen um Kompromisse für ein Jamaika-Bündnis. Während die Verhandler unter Hochdruck in Kleingruppen ein Sieben-Seiten-Geheimpapier der Parteichefs abarbeiteten, zeigten sich erneut tiefe Gräben zwischen Grünen und CSU etwa in der Flüchtlings- und Migrationspolitik.

Der gut 120 Punkte umfassende Bearbeitungskatalog, auf den sich die Vorsitzenden von Union, FDP und Grünen verständigt hatten, ist die Arbeitsgrundlage für die Unterhändler. In zwölf Themenkomplexen sind die wichtigsten Anliegen aller Seiten eingeflossen. Das Papier mit dem Titel „Bearbeitungspunkte (Stichpunkte der jeweiligen Partner, noch keine Einigungen)“ liegt der Deutschen Presse-Agentur vor.

Es sagt aber noch nichts darüber aus, welche Kompromisse es tatsächlich geben wird. Besonders umstritten sind Themenblöcke wie „Finanzen, Haushalt, Steuern“, „Klima, Energie, Umwelt“ oder „Außen, Verteidigung, Entwicklungszusammenarbeit, Handel“. Bei den Finanzen kommt etwa der „Abbau Solidaritätszuschlag“ vor, beim Klima sind es die Punkte „Klimaziele 2020, 2030, 2050 einhalten, Sofortprogramm, zusätzliche Reduktionsbeiträge für 2020“ sowie der „Beitrag der Kohle zur CO2 Reduzierung. An diesem Freitag sollen aber erste Ergebnisse vorliegen.

Nach einer aktuellen Umfrage sinkt unterdessen die Zustimmung zu einer Jamaika-Koalition. Dem ARD-„Deutschlandtrend“ zufolge fänden nur noch 45 Prozent der Bürger ein Bündnis aus Union, FDP und Grünen gut oder sehr gut. Das sind zwölf Punkte weniger als bei der Erhebung Anfang Oktober, teilte der WDR mit. 52 Prozent bewerten eine Jamaika-Koalition demnach inzwischen als weniger gut beziehungsweise schlecht – das entspricht einem Plus von zwölf Prozent im Monatsvergleich.

Bei den Grünen-Anhängern sank die Zustimmung besonders stark von 76 auf jetzt nur noch 55 Prozent. Bei den FDP-Wählern ging sie von 80 auf 71 Prozent zurück, bei den Unions-Anhängern von 72 auf 70 Prozent. 68 Prozent der Deutschen glauben aber, dass eine Jamaika-Koalition zustande kommen wird.

Kanzlerin Angela Merkel büßte ebenfalls an Beliebtheit ein und verlor sechs Punkte im Vergleich zum Vormonat – nur noch 57 Prozent der Deutschen zeigten sich zufrieden mit ihrer Politik. CSU-Chef Horst Seehofer rutschte um acht Punkte auf 28 Prozent ab. Grünen-Parteichef Cem Özdemir verbesserte sich leicht auf 54 Prozent, FDP-Chef Christian Lindner verlor und kam auf 45 Prozent. In der Sonntagsfrage bleibt die Union (30 Prozent) vor SPD (21), AfD (13), FDP (zwölf), Grünen (elf) und Linken (neun).