Düsseldorf. 2018 schließt die letzte Zeche und Armin Laschet will zur großen Ruhrkonferenz einladen. Die Vorläufer ermöglichten schon Leuchtturm-Projekte.

„Ruhrkonferenz“ – das Wort macht im Revier die Runde, seit Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) eine solche Veranstaltung für die Krisen-Region angekündigt hat. Die Details sind noch nicht in Sicht, die Erwartungen an die Konferenz sind aber schon riesig. Rathauschefs rufen nach dem ersehnten Befreiungsschlag. Der Landkreistag NRW warnt schon mal vorsorglich vor einer „Vernachlässigung der ländlichen Räume zugunsten des Ruhrgebietes“.

Die Ruhrkonferenz ist eigentlich als Konferenz-Reihe geplant, die im Herbst 2018 mit einer zentralen Veranstaltung starten soll. Die Fäden laufen beim NRW-Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Stephan Holthoff-Pförtner (CDU) zusammen. Er ist der Koordinator der Konferenzen. Armin Laschet hat schon in Berlin bei Kanzleramtsminister Peter Altmaier für die Ruhrkonferenz geworben, denn ohne Wohlwollen auf höchster Ebene, also bei der Kanzlerin, wäre der Zukunftsplan fürs Revier wohl nicht viel wert.

Historisches Vorbild ist die „Montankonferenz“ im Februar 1988 im Bonner Kanzleramt, hochrangig besetzt mit Helmut Kohl, Johannes Rau, Ruhrbischof Franz Hengsbach sowie mit dem Spitzenmanager Alfred Herrhausen, einem Mitgründer des Initiativkreises Ruhr. Wenn die Messlatte 2018 personell so hoch liegen soll wie 1988, könnte die Teilnehmerliste vorne so aussehen: Angela Merkel, Armin Laschet, Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck, Arndt Kirchhoff vom Verband Unternehmer NRW, Landes- und Bundesminister. Vertreter der EU und Kommunalpolitiker sollen mehr mitreden und entscheiden dürfen.

Konferenz löste Milliarden-Hilfe aus

Armin Laschet erinnert stets an die Konferenz von 1988, die ganz NRW einen „Schub“ verliehen habe. Zur Wahrheit gehört, dass es davor schon eine Zukunftskonferenz gab, zu der Johannes Rau im Mai 1979 in einer Zeit des Zechensterbens nach Castrop-Rauxel eingeladen hatte. Ein Ergebnis war das „Aktionsprogramm Ruhr“, vom Bund mitgestaltet, zehn Milliarden Mark schwer und, wie man heute sagen würde, innovativ: Die Forschungslandschaft wurde gefördert, die Umwelt entgiftet, neue Schulen, Beschäftigungs- und Beratungszentren entstanden.

Die Montankonferenz von 1988 setzte eigene Akzente: Sie förderte Alternativen zu Kohle und Stahl, machte Investitionen in Schulen und Unis möglich. Kurz danach begann die Internationale Bauausstellung (IBA) Emscher Park, der das Revier eine saubere Emscher und „Leuchttürme“ wie den Gasometer Oberhausen und die Zeche Zollverein zu verdanken hat. Nicht alle Pläne, die 1988 auf der Konferenz begeisterten, waren richtungsweisend. Helmut Kohl soll von der Magnetschwebebahn „Transrapid“ geschwärmt haben. Der Zug war bekanntlich hierzulande ein Flop.

Sonderförderungen und neue Impulse

Floppen darf die neue Ruhrkonferenz nicht, findet Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD). Das Revier brauche „Sonderförderungen“, einen „Strukturwandelbonus“ von Bund und Land, sagte er. Die Städte könnten die Probleme nicht allein stemmen. Investiert werden müsse in die Straßen, in den Kampf gegen Langzeitarbeitslosigkeit, in die Integration von Flüchtlingen. „Es geht auch um die Zuwanderung aus Osteuropa“, so Link. „Hier brauchen wir auch Unterstützung bei der Durchsetzung unserer Gesetze und unseres Wertekanons“.

Frank Baranowski, Sprecher der Ruhr-SPD, sagt, die Vorschläge für eine bessere Revier-Zukunft lägen auf dem Tisch, seit sich 2015 in Essen die Abgeordneten des Ruhrgebietes aus Bundestag, Landtag und EU-Parlament zur Konferenz trafen: „Würden allein die Landesthemen von dieser Liste abgearbeitet, wären wir schon ein Stück weiter.“

Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck sieht es so: „Die Konferenz muss einen Ruck auslösen, der alle erfasst, um an einer entscheidenden geschichtlichen Schwelle – dem Ende des Bergbaus im Ruhrgebiet im Jahr 2018 – neue Impulse für wirtschaftliches Wachstum und für den Zusammenhalt der Gesellschaft in unserer so vielschichtigen Region zu geben.“

>> Initiativkreis Ruhr

Bernd Tönjes, Moderator Initiativkreis Ruhr und RAG-Vorstand: „Das Ruhrgebiet ist das industrielle Herz Deutschlands. Damit das so bleibt, brauchen wir Investitionen in die Verkehrs- und Dateninfrastruktur, in die Revitalisierung von Industrieflächen, in die Stadtviertel und vor allem in Bildung.“